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Patientia, Geduld

Patientia, Geduld. Ein sehr großes Hausmittel ist es, wenn wir im Leben jedes Leiden, sei es an der Seele, oder am Körper, geduldig ertragen. Dieses soll auch ein jeder Kranke! Aber nicht Jeder vermag seine schwachen Gefühle dem Vernunftgebot unterzuordnen; nicht jeder Kranke verdient den Namen Patient! Woyt (a. a. O. S. 696) sagt: „Geduld, die den Kranken so höchst nötig, wächst nicht in allen Gärten. Man hat bemerkt, dass die Geduld zuweilen mehr, als die Arzneien ausgerichtet; darum wird nicht uneben getan, wenn sie also wider die Gicht rekommandiert wird:

Geduld und ein klein wenig Schreien
Sind wider’s Podagra die besten Arzneien.“

Manche leidenschaftliche Kranke, zumal junge Sanguiniker, verlangen vom Arzt das Unmögliche; er soll sie in einem Augenblicke gesund zaubern. Solche bedenken aber nicht, dass Alles In der Welt, also auch die Krankheit, Zeit und Ordnung hat, dass jede Krankheit als Naturprodukt die Stadien alles Lebens: Entstehen, Keimen, Zunehmen, Blütezeit, Abnehmen, Vergehen, — sobald sie einen gewissen Höhepunkt erreicht hat — durchmachen muss, — und dass die Arzneien nicht immer auf der Stelle Hilfe leisten und unmittelbar die Krankheit wegjagen können, sondern in der Regel Zeit gebrauchen, wenn die gehoffte Wirkung erfolgen soll (s. Haus- und Volksarzneimittel S. 256).