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Die Bösen und die Musik

216.

Die Bösen und die Musik. — Sollte die volle Seligkeit der Liebe, welche im unbedingten Vertrauen liegt, jemals anderen Personen zu Teil geworden sein, als tief misstrauischen, bösen und galligen? Diese nämlich genießen in ihr die ungeheure, nie geglaubte und glaubliche Ausnahme ihrer Seele! Eines Tages kommt jene grenzenlose, traumhafte Empfindung über sie, gegen die sich ihr ganzes, übriges heimliches und sichtbares Leben abhebt: wie ein köstliches Rätsel und Wunder, voll goldenen Glanzes und über alle Worte und Bilder hinaus. Das unbedingte Vertrauen macht stumm; ja, selbst ein Leiden und eine Schwere ist in diesem seligen Stumm-werden, weshalb auch solche vom Glück gedrückte Seelen der Musik dankbarer zu sein pflegen, als alle anderen und besseren: denn durch die Musik hindurch sehen und hören sie, wie durch einen farbigen Rauch, ihre Liebe gleichsam ferner, rührender und weniger schwer geworden; Musik ist ihnen das einzige Mittel, ihrem außerordentlichen Zustande zuzuschauen und mit einer Art von Entfremdung und Erleichterung erst seines Anblicks teilhaft zu werden. Jeder Liebende denkt bei der Musik: „Sie redet von mir, sie redet an meiner Statt, sie weiß Alles!“ —