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Eisenach

(An den liebsten Freund)

Edelster Freund, ich gedenke dein
Abends vorm Fuße der Wartburg sitzend,
Bleisoldaten aus Baumrinde schnitzend
Und beseelt von dem Wunsche, dir gleich, ein Dichter zu sein.

In der Drachenschlucht morgens gewesend,
Mittags den Simplizissimus
Und die Geschichte der Thüringer Landgrafen lesend,

Türmt sich — wie Schollen — Genuß auf Genuß.
Was ich hier schaue, erfüllt mich mit Liebe und Dank.
Du, mein Dichter — nein Mensch — du wirst mich verstehn.
Welch ein Unterschied zwischen den lieblichen Triften
Und jener bitteren und doch süßen Anklagebank,
Wo wir uns fanden eintausendneunhundertundzehn
Wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften.

Ist mir’s nicht eben, als hörte ich Raubritter streiten,
Hier, wo einst Luther den Teufel mit Tinte beschmiert?
Seh ich nicht dort weiland Kaiser Wilhelm den Zweiten,
Wie er persönlich die alte Burg renoviert?
Hat nicht der Riegel geknarrt? Naht nicht Fritz Reuter sich dort?
Doch ich muß leider jetzt fort.
Landgraf, ach werden Sie hart!

Über Ewigkeit möcht ich jetzt plaudern
Mit dir, doch (He, Kellner, noch ein Glas! He!)
Doch aus dem Tale vernehm ich mit Schaudern
Ruf meiner Pflicht: Komm ins Varieté!
Liebster, adieu!

Was ich jetzt fühle und was meinen trunkenen Blicken
Schönes sich bietet, das möcht ich zum Postpaket
Falten und packen, um dir es zu schicken,
Sei’s nur dies abendvergoldete Gartenstaket.

Aber nun werde (weil muß) ich hinuntersteigen
In das äußerlich gut beleuchtete Eisenach,
Werde mich zeigen, arbeiten, verneigen. — —
Aber mit irgendwem kriege ich hinterher Krach.