Fahrgäste
Frühmorgens, wenn das graue Licht
durch Jalousien sickert;
wenn jäh dein Schlaf in Krümel bricht,
der Wecker tickt und tickert:
dann fahren und stuckern und fahren sie so
in die Federnfabrik und ins Auskunftsbüro …
Die Leute von der Spree,
die stürzen ins Gefecht sich
mit der F – mit der I – mit der W –
mit der Q – mit der 69.
Sie sitzen wie die Vögel da
auf einer langen Stange.
Sie sind sich alle gar so nah
im Kampf, im Druck, im Zwange.
Doch jeder lebt auf dem eigenen Stern;
sie sehn sich nicht an und sie haben sich nicht gern …
Der liebt die Rotarmee,
der orientiert nach rechts sich –
mit der F – mit der I – mit der W –
mit der Q – mit der 69.
Die Scheiben klirrn. Der Mittag naht.
Die hunderttausend Leute,
sie fahren dienstlich und privat,
die Kerls und ihre Bräute …
Nur manchmal blitzt auf in dem laufenden Band
ein Gedanke an Sonntag und Havelstrand …
Ein Blick … Ein stummes: He!
Dann meldet das Geschlecht sich
mit der F – mit der I – mit der W –
mit der Q – mit der 69.
Und abends, staubig im Gesicht,
so fahren sie heim und schwanken.
Wer Arbeit hat, der jammere nicht,
er darf dem Herrgott danken.
Ja, denkt denn da keiner – wies schade ist! –
dass Arbeit doch keine Gnade ist?
Arbeitende Armee!
Wann nimmt sie wohl ihr Recht sich …
Mit der F – mit der I – mit der W –
mit der Q – mit der 69!
Die Weltbühne, 19.08.1930, Nr. 34, S. 278.