Goethe-Jahr 1932
Nächstes Jahr, da werden wir was erleben!
So im März, April und Mai:
Goethe hundert Jahre tot! Das wird was geben!
Wär es schon vorbei –!
Richtig, Joethe!
Hundert Philologen wälzen
Briefe, Werke, Bilder im Archiv.
Und schon seh ich Wolfgang Goetzen stelzen
durch die Fölljetöner lang und tief.
Richtig, Joethe!
Spitzen der Behörden
weihen ölig quasselnd etwas ein.
Und die Spitzen der Behörden wörden
alle voll von Faust-Zitaten sein –
richtig, Joethe!
Und es wimmelt von Bezüglichkeiten:
»Goethe und … « so tönt es immerzu.
Auf den bunten Marken muß er schreiten,
und dann sagen alle zu ihm Du!
Böte, Kröte, Nöte, Röte, Flöte …
wochenlang reimt alles sich auf Goethe.
Dann verstummen Prosa und Sonett.
Von den deutschen Angestellten-Massen
hat man keinen weniger entlassen.
Klassiker sind nur fürs Bücherbrett.
Nächstes Jahr, da kannst du was erleben!
So im März, April und Mai …
Lieben Freunde, das wird etwas geben!
Wär es schon vorbei –!
Die Weltbühne, 22.09.1931, Nr. 38, S. 452.