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O wenn ich doch lediglich aus Faulheit nichts täte! O Gott, welche Hochachtung würde ich dann vor mir empfinden! Ich würde mich gerade deswegen hochachten, weil ich dann imstande wäre, wenigstens Faulheit mein eigen zu nennen, weil ich dann wenigstens eine positive Eigenschaft besäße, von der ich selbst überzeugt wäre. Auf die Frage: „Was ist das für ein Mensch?“ würde dann die Antwort lauten: „Ein Faulpelz“, und es würde mir höchst angenehm sein, das über mich zu hören. Nämlich, dann wäre ich doch positiv definiert; dann gäbe es doch etwas, was über mich gesagt werden kann. „Ein Faulpelz!“ das ist ja ein Beruf und eine Bestimmung, das ist ja eine Karriere. Lachen Sie nicht; es ist wirklich so. Ich wäre dann rechtmäßiges Mitglied des vornehmsten Klubs und würde mich nur damit beschäftigen, mich unaufhörlich selbst hochzuachten. Ich habe einen Herrn gekannt, der sein ganzes Leben lang darauf stolz war, daß er sich auf Lafitte verstand. Er hielt dies für einen positiven Vorzug, der ihm eigen sei, und zweifelte nie an seinen Verdiensten. Er starb nicht nur mit ruhigem Gewissen, sondern sogar mit einem triumphierenden Bewußtsein seiner Vortrefflichkeit und hatte damit vollkommen recht. Ich aber würde mir dann eine bestimmte Laufbahn wählen: Ich würde Faulpelz und Vielfraß sein, aber nicht so ein gewöhnlicher, sondern zum Beispiel einer, der eine Empfindung für alles Schöne und Erhabene hat. Wie gefällt Ihnen das? Mir hat das schon lange als Ideal vorgeschwebt. Dieses „Schöne und Erhabene“ hat mir in meinen vierzig Jahren schwer auf dem Nacken gelastet; das lag jedoch an meinem Wesen in diesen vierzig Jahren; aber dann — o dann stände die Sache anders! Ich hätte sogleich eine meiner Eigenart entsprechende Tätigkeit gefunden, nämlich auf das Wohl alles Schönen und Erhabenen zu trinken. Ich würde jede Gelegenheit benutzen, um zuerst in meinen Becher eine Träne hineinfallen zu lassen und ihn dann auf alles Schöne und Erhabene auszutrinken. Ich würde dann alles in der Welt in Schönes und Erhabenes verwandeln; in dem garstigsten, zweifellosesten Quark würde ich das Schöne und Erhabene finden. Ich würde es mir angewöhnen, so viel zu weinen, als ob ich ein nasser Schwamm wäre. Da hat zum Beispiel der Maler Gay ein Bild gemalt. Sofort trinke ich auf seine Gesundheit, weil ich alles Schöne und Erhabene liebe. Ein Schriftsteller hat einen Aufsatz verfaßt mit dem Titel: „Wie es einem gefällig ist“; sofort trinke ich auf diese Schrift, weil ich alles Schöne und Erhabene liebe. Für diese meine Tätigkeit beanspruche ich, daß man mich hochachte, und werde denjenigen als meinen Feind betrachten, der mir keine Hochachtung zollt. Ich werde ein ruhiges Leben führen und mit einem Gefühle des Triumphes sterben — und das ist doch entzückend, geradezu entzückend! Und einen solchen Bauch würde ich mir dann stehen lassen und ein solches dreifaches Kinn anlegen und meiner Nase zu einer so schönen roten Farbe verhelfen, daß jeder Begegnende bei meinem Anblick sagen würde: „Das ist mal ein Hauptkerl! Das ist etwas Echtes, etwas Positives!“ Und da mögen Sie sagen, was Sie wollen, meine Herren, aber solche Urteile zu hören ist ein wahrer Genuß in unserem negativen Jahrhundert.