So ist der Held, der mir gefällt
Flieh, Täubchen, flieh! Er ist nicht hie,
Der dich an dem schönsten Frühlingsmorgen
Fand im Wäldchen, wo du dich verborgen.
Flieh! Täubchen, flieh! Er ist nicht hie!
Böser Laurer Füße rasten nie.
Horch! Flötenklang, Liebesgesang
Wallt auf Lüftchen hin zu Chloens Ohre,
Find’t im zarten Herzen offne Tore.
Horch! Flötenklang, Liebesgesang!
Horch! — es wird der süßen Lieb’ zu bang.
Hoch ist sein Schritt, fest ist sein Tritt,
Schwarzes Haar auf runder Stirne bebet,
Auf den Wangen ew’ger Frühling lebet.
Hoch ist sein Schritt, fest ist sein Tritt,
Edler Deutschen Füße gleiten nit.
Warm ist die Brust, keusch seine Lust;
Schwarze Augen unter runden Bogen
Sind mit zarten Falten schön umzogen.
Warm ist die Brust, keusch seine Lust,
Auch beim Anblick du ihn lieben mußt.
Rot ist der Mund, der mich verwund’t,
Von den Lippen träufeln Morgendüfte,
Auf den Lippen säuseln kühle Lüfte.
Rot ist sein Mund der mich verwund’t,
Nur ein Blick von ihm macht mich gesund.
Treu ist sein Blut, stark ist sein Mut;
Schutz und Stärke wohnt in weichen Armen,
Auf dem Antlitz edles Erbarmen.
Treu ist sein Blut, stark ist sein Mut;
Selig, wer an seinem Busen ruht.
So ist der Held, der mir gefällt,
Soll mein deutsches Herz mit weichen Flöten
Rasches Blut in meinen Adern töten?
So ist der Held, der mir gefällt!
Ihn vertausch’ ich nicht um eine Welt!
Singt, Schäfer, singt, wie’s euch gelingt!
Wieland soll nicht mehr mit seinesgleichen
Edlen Mut von eurer Brust verscheuchen.
Singt, Schäfer, singt, wie’s euch gelingt,
Bis ihr deutschen Glanz zu Grabe bringt.