Geruch
Geruch (lat. olfactus) beißt nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauche einer der fünf Sinne des Menschen, durch den wir bei Reizung der in der Nase befindlichen Endorgane des Riechnervs, der Riechzellen, Ausdünstungen von Körpern wahrnehmen. Die Geruchsempfindungen unterscheiden sich durch ihre Intensität und Qualität. Die Stärke der Empfindung hängt von den den Reiz veranlassenden Substanzen selbst, vom Umfang der gereizten Stelle des Riechnervs und der Dauer des Riechens ab. Die Qualitätsunterschiede der Geruchsempfindungen sind noch wenig erforscht. So wichtig der Geruchssinn dem Subjekte für die Auffindung nützlicher und für die Abwehr schädlicher Stoffe ist, so unentwickelt und unerzogen ist er doch beim Menschen und so wenig psychologische oder ästhetische Bedeutung hat er für uns, weil wir seine Empfindungen nicht unmittelbar in Zeit- und Raumform einordnen und also mit Hilfe dieses Sinnes nicht direkt Objekte erfassen, auch die einzelnen Qualitäten der Geruchsempfindung bisher nicht in bestimmte Beziehungen zueinander zu bringen und zu klassifizieren vermögen. Nur frühere Stimmungen werden uns öfters durch den Geruch (so durch Weihrauch und Leichenduft) ins Gedächtnis gerufen. – In neuester Zeit hat Jäger ihn als das wichtigste Mittel zur Menschenkenntnis gepriesen. Vgl. G. Jäger, die Entdeckung der Seele. Leipzig 1879. Wundt, Grundz. d. phys. Psych. I S. 413 ff. Grundriß d. Psych. § 6, 12 S. 65. Zwaardemaker, Physiologie des Geruches. 1895.