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Geschichte der Philosophie

Geschichte der Philosophie. Wie jede Wissenschaft, hat auch die Philosophie (s. d.) ihre Geschichte, d.h. sie hat eine Summe allmählicher Veränderungen und Entwicklungen durchgemacht. Diese haben (vgl. Fortschritt) zu einer immer besseren Herausgestaltung ihres Wesens geführt. Die Geschichte der Philosophie ist die Geschichte des menschlichen Ringens nach Erkenntnis. Und wenn Erkenntnis uns auch nie vollständig zu teil wird, wenn auch kein Philosoph unfehlbar, kein System unangreifbar ist, so ruht und rastet die Menschheit doch nicht, die alten Probleme immer aufs neue zu untersuchen, neue Fragen aufzuwerten und, was die Einzelwissenschaften an neuen Gedanken gewinnen, zur Begründung einer haltbaren Weltanschauung an verwerten. Oft ist geurteilt worden, daß die Geschichte der Philosophie uns in der Denkarbeit der Menschheit nur ein Penelopebild gebe. Was ein Zeitalter schaffe, löse das andere wieder auf. Wer aber schärfer zusieht, erkennt doch den Fortschritt, die Entwicklung und die Ausdehnung der Probleme. Rein negierend stehen sich die einzelnen Philosophen doch nicht gegenüber. Nur wird oft, was ein Zeitalter als das Ganze nimmt, später als bloßes Glied des Wissens erkannt. An der Entwicklung der Philosophie sind hauptsächlich im Altertum die Griechen und Römer, im Mittelalter und in der Renaissancezeit die Italiener, die Franzosen, die Deutschen und die Engländer, in der Neuzeit die Franzosen, Engländer und Deutschen beteiligt gewesen. Neuerdings zeigt sich aber wieder in Italien frisches philosophisches Streben. Die angemessene Darstellung dieser Entwicklung ist weder bloß gelehrt, noch skeptisch, noch konstruierend; die gelehrte Darstellung häuft Wissensstoff, ohne den Gang der Entwicklung aufzuzeigen; die skeptische hält die ganze Geschichte für ein zweckloses Hin und Her von Irrtümern; die konstruierende zwängt jedes System in das Schema vorgefaßter Begriffe. Demgegenüber wird nur die kritische Darstellung den einzelnen historischen Erscheinungen gerecht, indem sie zunächst die Ansichten der einzelnen Philosophen möglichst objektiv darstellt, dann ihren Gedankengang nachzuphilosophieren und auf die Folgerichtigkeit durchzuprüfen und endlich das Bleibende herauszuschälen sucht. – Quellen dieser Geschichte sind die noch vorhandenen Schriften der Philosophen, ihrer Schüler, Gegner und Zeitgenossen. Wichtige Werke zum Studium der Geschichte der Philosophie sind: H. Ritter, Gesch. d. Phil. Berl. 1839f. Überweg-Heinze, Gesch. d. Phil. 10. Aufl. Berl. 1907. Job. Ed. Erdmann, Grundriß d. Gesch. d. Philos. 2 Bde. 4. Aufl. 1896. Ed. Zeller, die Philos. der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung. 3. Bde. 4. Aufl. 1889. Ed. Zeller, Geschichte d. deutschen Phil. seit Leibniz. München 1875. W. Windelband, Geschichte der neueren Philosophie. 2 Bände. 1892. R. Falckenberg, Geschichte der neueren Philosophie. 1898. Kuno Fischer, Geschichte der neueren Philosophie. 8 Bde. 5. Aufl. 1904. L. Noack, Philos-geschichtl. Lexikon. 1879. Vorländer, Geschichte der Philosophie. 2 Bde. Lpz. 1903.