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Verstand

Was man in diesem Zusammenhange Verstand nennt, das ist nur ein Wort für die ungeheure Summe aller der Reflexbewegungen, welche eigentlich schon bei den niedersten Tieren zu beobachten sind. Verstand hat auch die Qualle, die sich auf den Reiz einer Nahrung hin bewegt. Verstand liegt beim Menschen, wie wir seit Kant und nun gar seit Helmholtz genau wissen, nicht nur den Bewegungen, sondern auch schon den Sinneswahrnehmungen zu Grunde, welche die Bewegungen veranlassen. Ohne Verstand können wir weder sehen noch hören. Wir sagen allerdings, es seien unsere verständigen Bewegungen mit Bewußtsein verbunden; wir wissen nur nicht, was Bewußtsein sei. Die genaueste Selbstbeobachtung führt mich zu der Behauptung, daß noch niemals das Bewußtsein bewußt geworden sei. Wir denken im Grunde so instinktiv, wie wir atmen. Und wenn wir uns einmal selbst über die Achseln gucken, wenn wir uns unser Denken zum Bewußtsein zu bringen suchen, so ist das nur, wie wenn wir absichtlich einen tiefern Atemzug tun.

Wir wissen also nicht, wie sich der Verstand bis zur Sprache entwickelt hat, obgleich da sicherlich eine Entwicklung vorliegt; wir wissen noch viel weniger, wodurch sich die Vernunft von der Sprache unterscheiden könne, weil nie und nirgends ein Unterschied beobachtet worden ist.