Analogie
Steinthal (Gesch. d. Spr. 436) nimmt an, dass Analogie in der Organisation und Desorganisation der Sprache eine mächtig treibende Kraft sei. Sie sei ein Prinzip der Sprachbildung, ein Realprinzip, darum sei sie auch ein Erkenntnisprinzip, das den Grammatiker in seinem Nachdenken leiten dürfe.
Der Sinn dieser philosophisch klingenden Gedanken ist mir völlig unfaßbar. Kann man die Analogie mit Recht ein Realprinzip nennen, wenn sie nichts ist als die Wirkung eines Irrtums? Und wenn die Sprachbildung kraft der Analogie, wie ich glaube, eben darin besteht, dass die Frechheit der aufgestellten Regel wirklich Gesetz wird, dass ein Sprachfehler ein Gesetz, zur Kulturmacht wird, heißt es da nicht den Fehler potenzieren, wenn man mit Hilfe dieser Analogie weitere Gesetze aufstellt?