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Verdaulichkeit der Speisen

Wir finden, dass der Laie über die Leicht- oder Schwerverdaulichkeit der Speisen oft unrichtige Ansichten hat. Wir bemerken deshalb über diesen wichtigen Gegenstand, ohne dessen Berücksichtigung keine gehörige Auswahl der Nahrungsmittel für Kranke und Rekonvaleszenten möglich ist, in der Kürze Folgendes: Zu einer guten Verdauung gehört schon bei gesunden, noch mehr aber bei kranken Individuen, nicht allein die genaue Berücksichtigung der Qualität und Quantität der Speisen, mit und ohne Zubereitung, sondern auch der Zustand des Magens und der übrigen Digestionsorgane. Letzterer ist aber nach Alter, Jahreszeit, Klima, Tageszeit, nach Mäßigkeit oder Unmäßigkeit des Menschen, nach seinem Wohl- und Übelbefinden und nach vielen anderen zufälligen Umständen, nach allen schädlichen, die Digestionskraft schwächenden, ja völlig störenden Einflüssen (Erkältung des Leibes, der Füße, kaltes Trinken bei erhitztem Körper, heftige Affekte und Leidenschaften, zumal Ärger, Schreck, Zorn, Trauer) sehr verschieden. Daher haben die Versuche, welche einzelne Naturforscher über die Verdaulichkeit verschiedener Speisen bei Menschen und Tieren angestellt haben, meist nur bedingten Wert.

Gestützt auf zahlreiche Experimente gibt Spalanzani als Resultat derselben folgende Stufenleiter der Verdaulichkeit der Speisen an.

A. Unverdauliche Substanzen sind: 1) die sehnigen, flechsigen und häutigen Teile vom Rinde, Kalbe, vom Geflügel und Schweine; 2) die Knochen; 3) die fetten und öligen Substanzen der Tiere. B. Minderverdauliche Substanzen sind: 4) Schweinefleisch und Alles, was daraus bereitet wird; 5) gekochtes Blut (Rotwurst); 6) hart gekochte Eier. C. Leicht verdauliche Substanzen: Kalb-, Huhn- und junges Schöpsenfleisch; 8) alles junge Geflügel; 9) frisch gelegte und weich gesottene Eier; 10) Kuhmilch; 11) gesottene Barse. —

Speziellere Versuche über diesen Gegenstand haben folgende Stufenleiter der verschiedenen Nahrungsmittel als Resultat gegeben, wobei zu bemerken ist, dass in jeder einzelnen Abteilung nach dem Buchstaben das Leichtverdaulichste zuerst, das Schwerverdaulichste zuletzt genannt worden ist. So ist z. B. unter Lit. A. Lerche verdaulicher, als Schnepfe, diese verdaulicher, als Becassine u. s. w. Die wilde Gans ist hiervon das Schwerverdaulichste. Doch kommt auch hier viel auf die Zubereitung der Speisen an und darauf, ob die Tiere und Pflanzen jung oder alt, und ob erstere fett oder mager sind. Manche zu fette Tiere geben oft allein deswegen eine schwerverdauliche und ungesunde Nahrung. —