Zum Hauptinhalt springen

6) Kleidung

Muss die Kleidung der Art und Dauer der Bewegung, dem Ort, der Witterung und der Jahreszeit angemessen sein. — Bei den eigentlich sogenannten gymnastischen Übungen trägt man meistenteils die passende Kleidung; beim Schwimmen legt man alle pressende Kleidung ab, bis auf die Badehosen; zum Ball aber, zum Tanz gehen unsere Mädchen und Frauen geschnürter, denn je, unsere jungen Männer ziehen die knappen Gilets und Fracks so enge zusammen, dass sie kaum Atem haben, ihre Damen in süßes Geplauder zu verwickeln. — Und doch ist gerade Atmen, freies, ungehindertes Atmen erstes Erfordernis — jeder körperlichen Bewegung, aber besonders zu einer derartig heftigen, wie der Tanz. (Hofmann a. a. O. 66.) Endlich muss man nach Beendigung der körperlichen Bewegung, vorzüglich jeder einigermaßen heftigen, ein besonderes Verhalten beobachten, damit der für die Gesundheit daraus gezogene Gewinn nicht wieder auf der anderen Seite verloren gehe. —

Wir haben schon gesagt, dass die Beendigung, wie der Anfang jeder körperlichen Bewegung nach und nach stattfinden müsse. Hat man diese Regel befolgt, so darf man dann ohne Gefahr und Nachteil zu einer passiven Ruhe übergehen. Aber niemals gelingt es, den Organismus sogleich in absolute Ruhe, sich in Schlaf zu bringen, oder derselbe wird wenigstens durch lebhafte Träume unterbrochen, und vermag nicht Geist und Körper zu stärken.

Solche Erfahrungen machen wir besonders häufig nach einem Ball. Wir sprechen im Schlaf, es tönt die Musik in unsern Ohren fort, wir machen Bewegungen zum Tanz und kommen zu keiner ordentlichen Ruhe.

Anders ist es, wenn man, nachdem man vom Ball nach Hause gekommen ist, gehörig verhüllt noch einige Zeit zum Fenster hinaus sieht, im Zimmer auf und ab geht, sich auf das Sofa streckt und eine, den Geist wenig angreifende Lektüre beginnt, bis namentlich der Blutumlauf vollkommen ruhig geworden ist. —

Beinahe noch wichtiger ist es, dass man niemals, bevor man völlig abgekühlt ist und Herz und Pulse wieder ruhig schlagen, Speisen, noch viel weniger kalte Getränke, zu sich nehme. Sie kommen zwar allerdings nicht in den Atmungsapparat selbst, der bei körperlicher Bewegung besonders aufgeregt und tätig ist, die Luftröhre aber und Speiseröhre liegen so nahe hinter einander, dass jene mit dieser zugleich durch kalte Getränke erkältet wird, woher Luftröhrenentzündung, Lungenschwindsucht u. s. w. schnell und plötzlich entstehen können. Die Verdauung fester Speisen aber kann, so lange noch eine Aufregung in den Atmungsorganen stattfindet, nur unvollkommen vor sich gehen. (Hofmann ibid. S. 66.)

Hin und wieder hört man die Meinung äußern, dass kaltes Trinken bei erhitztem Körper nicht schade, wenn man nur wieder gleich darauf sich stark bewege, so z. B. sieht man auf Bällen nicht selten erhitzte und von Schweiß triefende Tänzer Eis essen oder ganze Gläser kaltes Wasser, Limonade u. s. w. hinunter stürzen und gleich darauf wieder den Tanz beginnen. Mag dieses in einzelnen Fällen immerhin ohne Schaden hingehen, so hat die Erfahrung in der Mehrzahl der Fälle dennoch gelehrt, dass ein solches Verfahren der Gesundheit nachteilig ist, wenngleich die schlimmen Folgen sich nicht immer unmittelbar darauf, sondern meist erst später einstellen. Diese aber sind vorzüglich: Fehler der Verdauung, Verhärtung und Krebs des Magens, und die galoppierende Lungenschwindsucht. Ja, in den Lehrbüchern der Heilkunst findet man aus diesem Grunde eine Form derselben aufgestellt, welche man Schwindsucht nach einem kalten Trunk (Phthisis psychopotica) nennt, und welche allerdings in der Erfahrung stattfindet. (S. Most’s Enzyklop. d. med. u. chir. Praxis. Tbl. 2. S. 628. 2. Aufl. Leipzig 1838.)