Tee
Tee (von Thea bohea und Thea viridis). Dieses allgemein beliebte Getränk wird aus kochendem Wasser und den Blättern des in China und Japan wildwachsenden Teebaums oder der Teestaude, wovon die oben genannten zwei Arten (brauner und grüner Tee) kommen, bereitet. Die Wirkungen sind: Munterkeit, bei schwachen Leuten selbst Schwindel und Berauschung. Es gibt im Handel des Tees mancherlei Sorten, die nach Einigen jedoch alle von Einem Gewächse abstammen, und nur durch die Natur des Bodens, die Lage und Kultur, die Wahl der Blätter und die Zeit der Abnahme derselben, so wie von der verschiedenen Zurichtung, abweichend beschaffen sind. — Um die Verfälschung des Tees mit unechten Blättern zu erkennen, ist es, wie Richter (Von der Verfälschung der Nahrungsmittel etc. Gotha 1834. S. 126) angibt, nützlich, die Blätter aufzuweichen und die Gestalt derselben zu beachten. Der echte Tee ist länger, schmäler, von zartem Bau, die Oberfläche mehr glatt und glänzend, die Farbe blass-grün, die Kanten der Blätter tiefer ausgezackt. Der verfälschte Tee hat mehr rundliche Blätter, die nicht so spitz auslaufen, keine so glatte Oberfläche, ein gröberes Gewebe, eine dunkle, olivenfarbige, grüne Farbe und nicht so tiefe Auszackungen am Rande. (In England sollen vorzüglich zur Vermischung damit verwendet werden: die Ulmenblätter, die kleinen Apfelbaum- und Weißdornblätter.) Die Farbe des Aufgusses von echtem Tee ist bernsteinartig, bei verfälschtem braunschwarz. Nachgemachter schwarzer Tee gibt, etwas angefeuchtet und auf einem weißen Papiere gerieben, sogleich einen bläulich-schwarzen Fleck. Lässt man einige Tropfen Schwefelsäure in den Aufguss fallen, so wird derselbe sogleich rot gefärbt. Richter fand 19 Proben von falschem Tee mit kohlensaurem Kupfer, nicht mit Grünspan oder Kupfervitriol gefärbt. Man soll zur Entdeckung dieser Beimischung einen Teelöffel voll von den verdächtigen Blättern in einem verschlossenen Glas mit zwei Esslöffeln voll flüssigem Ammoniak und Wasser schütteln, wodurch, wenn der Tee auch nur wenig Kupfer enthält, derselbe sogleich blau gefärbt wird. Die Färbung des schwarzen Tees mit Campecheholz entdeckt man, wenn damit weißes Papier gerieben wird, was davon eine blauschwarze Farbe annimmt. Weicht man den Tee ein und die Flüssigkeit wird schwärzlich, beim Zusatz von Schwefelsäure grün, so ist die Färbung mit dem genannten Holz erwiesen. Der reine Tee färbt das Wasser gelb und bei Anwendung der Schwefelsäure wird dasselbe nicht rot. Auflösungen des Campecheholzes haben die Eigenschaft, durch Säuren gerötet zu werden.
Über den Gebrauch und Missbrauch des Tees in diätetischer Hinsicht ist schon oben geredet (s. Gesundheitsregeln Seite 218). Wir führen denselben hier nur als Hausmittel gegen verschiedene Krankheitszustände auf und bemerken darüber Folgendes:
1) Ein starker grüner Teeaufguss, in Menge getrunken, Ist ein vorzügliches Gegenmittel gegen Vergiftung durch narkotisch-scharfe Pflanzenalkaloide: Sabadillin, Delphinin, Picrotoxin, Strychnin, Morphium und gegen diejenigen Arzneikörper, welche solche giftige Stoffe enthalten, als: Nieswurz, Sabadillsamen, Semen Staphis agriae, Krähenaugen, Ignatzbohne, unechte Augusturarinde u. a. m. Doch ist ein Brechmittel zur Entleerung des Giftes vorherzuschicken (s. Anhang I).
2) Der tägliche Genuss des Tees ist ein Mittel gegen die Gicht und Steinkrankheit. Daher sollen beide Übel in China und Japan sehr selten vorkommen (Osiander a. a. O. S. 213).
3) Ein englisches Volksmittel gegen entzündete Augenlider ist das öftere Bestreichen derselben mit einem kalten Aufguss von chinesischem Tee (Osiander a. a. O. S. 372).
4) Bei reizbaren, krampfhaften und sanguinischen Personen bekömmt nach Gemütsbewegungen und Körpererhitzungen zur Beruhigung der Blutwallung und des aufgeregten Nervensystems nichts besser, als zuerst ein paar Gläser kaltes Wasser, und hinterher einige Tassen chinesischen Tee mit Zucker und Milch. Auch gegen Engbrüstigkeit empfiehlt man den Tee (s. Blutentziehungen).
5) Ein englisches Hausmittel gegen den weißen Fluss sind Einspritzungen eines starken Aufgusses chinesischen Tees (green tea) wie dieses Osiander (a. a. O. S. 417) nach Th. Denmann, berichtet.
6) Ein Aufguss von chinesischem Tee (Thea bohea), worin Druckpapier getaucht und lauwarm aufgelegt wird, verdient nach Osiander’s (a. a. O. S. 618) Erfahrung, bei erysipelatösen Geschwüren und überhaupt als Beförderungsmittel der Heilung der Wunden und Geschwüre die größte Empfehlung!