Zum Hauptinhalt springen

18) Warme und kalte Luft

Eine warme Luft, wie wir sie bei uns im Sommer und in den heißen Zonen fortwährend finden, ist im Ganzen weniger gesund, als eine kalte Luft. Die Wärme, ist sie anhaltend und bedeutend, erschlafft den Körper und greift die Nerven an. Zarte, schwächliche Personen leiden deshalb in der Sommerhitze ungemein. Zimmermann (Von der Erfahrung in der Arzneikunst. 1764. Thl. 2. S. 148) sah hysterische Frauenzimmer ohne eine andere Ursache, allein durch die Hitze, in große Schwäche, Ohnmachten, Krämpfe und langwierige Durchfälle versinken, und Gelehrte, welche durch die Hitze des Sommers alle ihre Kräfte verloren, bekamen Körper- und Geisteskraft erst beim Eintritt kälteren Wetters wieder. — Bekannt ist, dass durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den Kopf Sonnenstich, Hirnentzündung, Raserei entstehen kann. In heißen Ländern: Italien, Spanien u. s. w. fühlt sich der Mensch durch die Hitze und den vielen Schweißerguss so ermattet, dass fast ein Jeder den ganzen Nachmittag schlafend zubringt und Siesta hält. — Die Kälte des Nordens ist die vorzüglichste Ursache, dass die nordischen Völker gesünder, stärker und tapferer, als die südlichen Nationen sind. Der Winter ist überhaupt, wenn man gute Kleider, Feuerung und hinreichende Nahrung hat, eine gesunde Zeit, selbst die Pest nimmt stets im Winter ab. Die Kälte ist, wenn sie mit Leibesübung verbunden ist, weniger schädlich, als die Wärme, wie dieses die kräftigen und tätigen Einwohner von Spitzbergen und andere Nordvölker beweisen. — „Eine lange anhaltende trockne und kalte Luft mit bedeutender Spannkraft (hohem Barometerstand) erregt“ — sagt Zimmermann (a. a. O. Thl. 2. S. 1J3) — „die Munterkeit der Seele so sehr, dass auch der dickste Holländer in dieser Zeit dem muntersten Franzosen gleicht.“ Je schneller die Temperatur, die Spannkraft, die Feuchtigkeit und Trockenheit und der Elektrizitätszustand der Atmosphäre wechseln, desto leichter entstehen Krankheiten. Daher ist der von den Dichtern so sehr gepriesene Frühling unter allen Jahreszeiten auch die ungesundeste. Nicht allein Husten, Schnupfen, Grippe, Wechselfieber herrschen in dieser Zeit am häufigsten, selbst epidemisch, sondern bei Kindern auch Gehirnentzündungen, bei Jünglingen Blutungen aus der Nase, den Lungen, worauf die Lungensucht folgen kann, — bei Männern tödliche Schlagflüsse, bei Geistesschwachen Anfälle der Raserei, der Satyriasis, der Nymphomanie; ja Selbstmorde sind im Frühling, zumal im Monat Juni, nicht selten. Auch die Ausdünstungen stehender Gewässer und der neu erwärmten Erde bringen bei uns, besonders im März, der Gesundheit manche Nachteile.