48. Anknüpfung an die früheren Einteilungen und Teilung der hervorbringenden Kunst in einen göttlichen und einen menschlichen Teil
Fremder: Laß uns also auch wegen des übrigen nicht verzagen, [264c] sondern, nachdem sich uns dieses gezeigt hat, uns auch unserer vorigen Einteilungen erinnern!
Theaitetos: Welcher doch?
Fremder: Wir trennten in der Bildnerei zwei Arten, die Kunst der Ebenbilder und die der Trugbilder.
Theaitetos: Ja.
Fremder: Und vom Sophisten, sagten wir, wären wir zweifelhaft, in welche von beiden er zu setzen sei.
Theaitetos: So war es.
Fremder: Und während dieser Verlegenheit goß sich über uns jene noch größere Finsternis aus bei Erscheinung des alles bestreitenden Satzes, dass es kein Ebenbild noch Bild noch Truggestalt überhaupt gebe, weil es niemals irgendwo irgendwie Falsches gebe. [d]
Theaitetos: Richtig gesagt.
Fremder: Nun aber falsche Rede und Vorstellung sich als wirklich gezeigt haben, findet auch statt, dass es Nachbildungen des Seienden gebe, und dass aus diesem Verhältnis eine täuschende Kunst entstehe.
Theaitetos: Das findet statt.
Fremder: Und dass hierher der Sophist gehöre, war uns doch schon entschieden in dem Vorigen.
Theaitetos: Ja.
Fremder: So laß uns also noch einmal versuchen, durch Spaltung der vorliegenden Gattung in zwei, [e] immer auf der rechten Seite des Zerschnittenen weiterzugehen, das, in dessen Gemeinschaft sich der Sophist befindet, festhaltend, bis wir endlich nach Absonderung alles dessen, was ihm mit anderen gemeinschaftlich ist, seine eigentümliche Natur übrig behalten, [265a] um sie vornehmlich uns selbst darzustellen, dann aber auch denen, welche von Natur diesem Verfahren zunächst verwandt sind.
Theaitetos: Richtig.
Fremder: Damals fingen wir doch an mit Unterscheidung der hervorbringenden Kunst und der erwerbenden?
Theaitetos: Ja.
Fremder: Und er erschien uns in der Nachstellung, dem Kampf, dann der handelnden und einigen solchen Arten der erwerbenden Kunst.
Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Da nun aber die nachbildende Kunst ihn aufgenommen hat, müssen wir zuerst die hervorbringende Kunst selbst in zwei teilen. [b] Denn die Nachbildung ist doch eine Hervorbringung, von Bildern nämlich, sagen wir, nicht aber von den Dingen selbst. Nicht wahr?
Theaitetos: Auf alle Weise.
Fremder: Zuerst also sollen sein zwei Teile der hervorbringenden Kunst.
Theaitetos: Was für welche?
Fremder: Ein göttlicher und ein menschlicher.
Theaitetos: Noch habe ich es nicht verstanden.