3. Vorschlag des Fremden, das Verfahren zur Bestimmung des Sophisten am Beispiel des Angelfischers zu üben
Fremder: Wohl gesprochen, und hierüber magst du selbst mit dir zu Rate gehen im Verlauf unserer Rede. Jetzt aber mußt du gemeinschaftlich mit mir zur Untersuchung schreiten, zuerst beginnend, wie mich dünkt, [218c] vom Sophisten zu suchen und durch die Rede aufzuhellen, was er wohl ist. Denn jetzt haben ich und du von ihm nur erst den Namen gemein; die Sache aber, der wir ihn beilegen, mag vielleicht jeder von uns bei sich selbst besonders vorstellen. Immer aber muß man in allen Dingen über die Sache lieber durch Erklärungen sich verständigen als nur über den Namen ohne Erklärung. Der ganze Stamm aber, den wir jetzt vorhaben zu suchen, ist wohl nicht eben vor andern leicht zu ergreifen, was er wohl ist, der Sophist. Was aber Großes wohl gelingen soll, darüber sind alle von jeher einig, [d] dass man es zuvor an Kleinem und Leichterem üben müsse, ehe als an dem Größten selbst. So auch jetzt, o Theaitetos, rate ich wenigstens uns beiden, weil wir die Art des Sophisten für mühsam und schwer einzufangen halten, zuvor an etwas anderem, leichterem das Verfahren zu versuchen, wenn du nicht etwa anderswoher einen anderen, leichteren Weg anzugeben hast.
Theaitetos: Den habe ich nicht.
Fremder: Sollen wir uns also etwas ganz Geringes holen und daran versuchen, ein Vorbild aufzustellen für das Größere?
Theaitetos: Ja. [e]
Fremder: Was sollen wir also vornehmen leicht zu Erkennendes und Kleines, dennoch aber nicht kürzerer Erklärung Bedürfendes als das Größere? Etwa der Angelfischer: ist der nicht etwas allen Bekanntes und viel Mühe auf ihn zu wenden gar nicht wert?
Theaitetos: So ist er.
Fremder: [219a] Ein Verfahren aber soll er uns, hoffe ich, zeigen und eine Erklärung gar nicht unangemessen für das, was wir wollen.
Theaitetos: Das wäre ja vortrefflich.