13. Entwicklung einer aussondernden Reinigungskunst


Fremder: Siehst du also, wie richtig das gesagt ist, dass dies gar ein schlaues Tier ist und, wie man sagt, nicht mit einer Hand zu fangen?

Theaitetos: Also müssen wir beide dazu nehmen.

Fremder: [226b] Das müssen wir, und zwar aus allen Kräften, tun, indem wir auch noch dieser Spur von ihm nachgehn: Sage mir nämlich, wir haben doch gewisse von knechtischen Diensten gebrauchte Ausdrücke?

Theaitetos: Gar viele; aber nach welchen von diesen vielen fragst du?

Fremder: Solche meine ich wie durchseihen, durchsieben, ausschwingen und verlesen.

Theaitetos: Wie werde ich die nicht kennen!

Fremder: Und außer diesen kennen wir noch krämpeln, spinnen, schlagen mit der Weberlade und tausend ähnliche Verrichtungen in anderen Gewerben. Nicht wahr?

Theaitetos: [c] Aber um was doch an ihnen allen deutlich zu machen, hast du diese als Beispiele aufgestellt und danach gefragt?

Fremder: Aussonderndes ist doch das Angeführte insgesamt?

Theaitetos: Ja.

Fremder: So laß uns ihm auch nach meiner Weise als einer Kunst zu diesem Behuf in allen Dingen einen Namen erteilen!

Theaitetos: Und wie sollen wir sie nennen?

Fremder: Die Aussonderungskunst.

Theaitetos: So soll es sein.

Fremder: Sieh nun zu, ob wir auch von dieser wiederum zwei Arten erblicken können?

Theaitetos: Zu schnell für mich trägst du mir die Untersuchung auf.

Fremder: [d] Von den genannten Aussonderungen war doch die eine ein Ausscheiden des Schlechteren vom Besseren, die andere ein Ausscheiden des Ähnlichen vom Ähnlichen?

Theaitetos: Nun es gesagt wird, kommt es mir auch wohl ebenso vor.

Fremder: Von der einen nun weiß ich keinen üblichen Namen; von jener Aussonderung aber, welche das Bessere zurückläßt und das Schlechtere wegwirft, weiß ich einen.

Theaitetos: Sage, welchen?

Fremder: Eine jede solche Aussonderung wird, soviel ich verstehe, von jedermann eine Reinigung genannt.

Theaitetos: Das ist richtig.

Fremder: [e] Und sollte nicht jeder sehn, dass auch das Reinigen ein zwiefaches ist?

Theaitetos: Bei Muße vielleicht, jetzt sehe ich wenigstens es noch nicht.


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