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Der Hosenschnüffler

In einem Stück von Sudermann
fällt baß ein Herr in Liebesbann.
Das kann vorkommen.

Der Schauspieler als alter Rasch-
hoff faßt sich in die Hosentasch.
Das kann auch vorkommen.

So hätten wir den brünstigen Vater
als Taschenspieler im Theater …
Das darf nicht vorkommen!

Herr Brunner, der dergleichen sah,
war eines Tages plötzlich da.

Er staunte murrend: Was is diss?
Und nahm ein Happen Ärgernis.

Und es erregten ihre Geister
mit ihm zwei Kriminalwachtmeister.
Das kann vorkommen.

Man schleppt die Hose vors Gericht:
Ist dies nun Unzucht oder nicht?

Der Richter sah recht tief hinein
und sagt zu Brunnern: »Leider nein!«

So sprach man jenen Mimen frei.
Der lachte froh und rief: »Ei, ei!«

O Brunner! Stecke deine Nose
nicht in des Künstlers Lodenhose!

O Brunner! dass es stets so bliebe:
Kurz ist die Kunst –
und ewig lang die Liebe!

Theobald Tiger
Die Weltbühne, 25.11.1920, Nr. 48, S. 630.