Vorsicht bei Gesprächen!
Daß manche Dame tugendsam
mit scheuen Augenlidern
zur Unzeit in die Wochen kam –
das wundert manchen Biedern.
Und dass man solchen Braten roch
seit ihren Mädchentagen –:
Das denk dir nur, mein Kind, jedoch
du darfst es niemals sagen!
Daß seit dem Kapp-Putsch (ach, wie schad,
dass er vorbeigelungen!),
der Staatsanwalt, der Schießsoldat,
die Alten und die Jungen –
daß vieles stille sich verkroch,
bis schönre Stunden schlagen –:
das denk dir nur, mein Kind, jedoch
du darfst es niemals sagen!
Daß seit dem Putsch die Republik
bedroht wird leis und leiser,
und jenen, deren Politik
so viel taugt wie ihr Kaiser – –
Daß sie nach solchem Kriege noch
die Sabotage wagen –:
das denk dir nur, mein Kind,
jedoch du darfst es niemals sagen.
Berliner Volkszeitung, 18.05.1920.