Zum Hauptinhalt springen

Ein Smoking alleine macht es nicht

Eh heut ein Herr mal ausgeht,
und eh er aus dem Haus geht,
was hat er da für Schererein.
Er denkt, es kann nicht schaden:
Du nimmst noch vor dem Baden
mal was zum Maniküren ein.
Weg ist das Kragenknöpfchen,
und auf dem Wasserköpfchen
hat er das wundervolle
Frisurnetz für die Tolle.
Am Lackschuh sitzt das Bändel,
der Schlips ist nicht zu groß.
Er spritzt noch rasch Lavendel
und denkt, jetzt geht es los.
Ein Smoking, ein Smoking alleine macht es nicht
und auch kein Decolleté!
Die Tasche, die Tasche für Scheine
macht es nicht, wenn ich zum Bummeln geh.
Und tut ihr euch auch noch so fein,
so gehts nicht ins Vergnügen rein.
Ein Smoking, ein Smoking alleine macht es nicht,
man muß in Stimmung sein!

Es sitzen in den Logen
nur wenig alte Dogen,
was man da für Gesichter sieht.
Das Antlitz voller Pose
gehört in eine Hose,
das ist so gar nichts fürs Gemüt.
Und muß man schon so mies sein,
dann soll man voller Kies sein,
das sind sie auch und denken:
Man ja dem Wirt nichts schenken.
Und trotz der glatten Tollen
bleibt das Vergnügen weg;
denn was sie haben wollen,
das gibts nicht für 'nen Scheck.
Ein Smoking, ein Smoking alleine macht es nicht
und auch kein Decolleté!
Die Tasche, die Tasche für Scheine
macht es nicht, wenn ich zum Bummeln geh.
Und tut ihr euch auch noch so fein,
so gehts nicht ins Vergnügen rein.
Ein Smoking, ein Smoking alleine macht es nicht,
man muß in Stimmung sein!

Theobald Tiger
Drei-Masken-Verlag, Berlin 1922, S. 3.