Opposition! Opposition!
Jetzt gehts aber los! Jetzt werden wir was erleben!
Jetzt wird sich eine Opposition erheben:
Da werden die Mäuler aufgerissen!
Da schlägt das nationale Gewissen,
da schütteln sich Fäuste im ganzen Land,
gegen Hindenburg! Da wackelt die Wand.
Jetzt ist alles freiheitlich und sozial …
Auf einmal –?
Auf einmal: Verteilung des Steuergewichts?
Auf einmal taugt der Geßler nichts?
Auf einmal: Freiheit der Denker und Dichter?
Auf einmal: die Schande der deutschen Richter?
Hohn, Satire und Ironie?
Das war doch noch nie …
»Für die Freiheit der Schule! Der Republik ein Spalier!«
Ausgerechnet ihr.
Im Kampf gegen die Militärschweinerein
standen wir jahrelang ganz allein.
Da war keiner von euch zu sehn.
Wann sind denn die schlimmsten Dinge geschehn?
Als ihr an der Macht wart. Mit euern Leuten.
Das hat auf einmal nichts zu bedeuten.
Jetzt, wo es in euern Parteikram paßt,
tut ihr, als ob ihr mit uns haßt,
was hassenswert zwischen Rhein und Weichsel.
Ihr hieltet dem Karren acht Jahre die Deichsel.
Ihr habt erst ermöglicht, was heute geschehn.
Ihr laßt Kinder in diese Schulen gehn.
Ihr habt Arbeiterblut vergossen.
Ihr habt auf alles, was frei war, geschossen.
Die sich da die Macht erschoben:
ihr habt sie erst in den Sattel gehoben;
die da lasten auf Arbeitermassen:
ihr habt sie erst in die Ämter gelassen.
Scherz, Satire und Ironie?
Ihr seid genau, genau so wie die:
Untertanen. Zu allem erbötig.
Opposition –?
Ihr habts nötig.
Die Weltbühne, 08.02.1927, Nr. 6, S. 213.