Schlacht vor Paris, 30. März
Schon um sechs Uhr hörte man Kanonendonner von Pantin und Romainville her, und um zehn Uhr stand die Avantgarde des Yorkschen Korps in Höhe von Pantin. Eine feindliche, hinter der Meierei Le Rouvray stehende Batterie beherrschte die Straße, darauf wir anrückten, und unser Musketierbataillon Blücher wurde zur Unterstützung der Avantgarde vorgezogen. Im Laufschritt, um dem Kartätschfeuer der bei Le Rouvray feuernden Batterie möglichst zu entgehen, ward eine eiserne, über den Ourcqkanal führende Brücke passiert und Le Rouvray selbst von unserem Bataillon Blücher besetzt, während andere Bataillone in Pantin einrückten. Die feindliche Batterie ging zurück. Mit ihr verschiedene Bataillone, die bis dahin die Position gehalten hatten.
In diesem Augenblick erhielt Major Blücher Befehl, dem sich zurückziehenden Feinde zu folgen. Aber dieser war minder erschüttert, als man diesseits erwartet hatte, kam zum Stehen und empfing die Nachstürmenden mit mehreren Salven. Gleichzeitig eröffnete eine jenseits des Kanals aufgefahrene Batterie ihr Feuer gegen die Unseren und so in Front und Flanke zusammengeschossen, blieben im Nu 210 von 343 Mann. Fast zwei Drittel also waren tot oder verwundet. Der Rest, zurückeilend, suchte das schützende Vorwerk (Meierei Le Rouvray) zu erreichen. Der Feind nach. Da rafften Hauptmann von Rathenow und Leutnant von Johnston ein paar Gruppen Fliehender zusammen, warfen sich den Verfolgern entgegen und retteten dadurch die Meierei.49)
Das andere Bataillon unseres Regiments, Major von Borcke, nahm nur mit einem Schützenzuge an den mehr nördlich sich hinziehenden Kämpfen teil und hatte geringe Verluste.
Tags darauf, am 31. März, war »Einzug in Paris«. Linie und Landwehr blieben bekanntlich davon ausgeschlossen. Unsere Bataillone besetzten an diesem Tage die Barrieren de l'Etoile und du Bassin.
Am 30. Mai Friedensschluß. Bald darauf Rückkehr der Truppen in die Heimat.
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49) Bei dem Zurückgehen des Bataillons war Unteroffizier Saame, ein ausgezeichneter Soldat, schwer verwundet liegen geblieben. Man meldete dem Hauptmann von Rathenow, der ihn ganz besonders schätzte, Saame habe nach seinem Kapitän gerufen und hinzugesetzt: der werde schon sorgen, daß er nicht in Feindes Hand falle oder verblute. »Freiwillige vor!« rief Rathenow. Keiner meldete sich. Da eilte Rathenow selbst auf den Kampfplatz zurück, alsbald gefolgt vom Hauptmann von Bismarck. Sie fanden den sterbenden Kameraden und trugen ihn nach Le Rouvray zurück. Jetzt vermißte Bismarck seinen Säbel, den er zwischen den Toten hatte liegen lassen. Das ging nicht; also nochmals zurück. Mit einer leichten Schußwunde kam er davon; seinen Säbel hatte er wieder.