Innervation
Innervation (franz.) heißt die innere Tätigkeit der Nerven an die die psychischen Lebensäußerungen gebunden sind. In den Ganglienzellen der tierischen Körper sammelt sich vorrätige Arbeit, die zur Verwendung bereit liegt. Die Größe des Vorrats und die Form seiner Ansammlung beruht teils auf der Bildung des Nervensystems, die eine Erbschaft früherer Geschlechter ist, teils auf der Einwirkungsart der von außen kommenden Reize. Die Reize lösen entweder innere Arbeit aus oder sie setzen sich in äußere Arbeit um und bedingen so die gesamte Sinnesvorstellung mit der auf ihr beruhenden geistigen Arbeit und die spontane Bewegung mit der äußeren Betätigung des tierischen oder menschlichen Organismus. In der Innervation sah Alexander von Humboldt (1769-1859) einen galvanischen Vorgang. John Brown (1735-1788) deutete sie als eine physikalischen und chemischen Gesetzen nicht unterworfene Lebenskraft. Johannes Müller (1801-1858) sah in der Nerventätigkeit eine spezifische Energie. H. v. Helmholtz (1821-1894) bildete die Lehre Johannes Müller weiter aus. Wundt (geb. 1832) bestritt die Lehre von der spezifischen Energie. Hering (geb. 1834) lehrte vermittelnd, daß die spezifische Energie der Sinnesnerven zwar nicht ursprünglich gegeben, aber in der Stammesentwicklung erworben und vererbt ist. Nach Wundt besteht die Innervation in der Verbrennung komplizierter und loser Verbindungen durch Oxydation zu einfacheren und festeren Verbindungen und der Entstehung neuer komplizierter Verbindungen durch die im Blute zugeführten Nährstoffe. Vgl. Wundt, Grundz. d. physiol. Psychol. I, 246-288. Hellpach, Grenzwiss. d. Psychologie, Leipzig 1902, S. 184 ff.