Der Mäzen
Er sitzt nicht in der Galeere,
er sitzt in der Galerie.
Die Justiz sagt Habe die Ehre
zu einem Finanzgenie.
Wer einen Schilling gestohlen,
erlebt ihren vollen Verdruß.
Doch erlaubt sie, zehn Rubens zu holen
mit etwas Spiritus.
Am allergeringsten Diebe
erstarkt ein schwächlicher Staat.
Mit christlicher Nächstenliebe
umfangt er ein Syndikat.
Stets steht er auf seinem Posten,
wenn wer ein Stück Fleisch stibitzt.
Dem wird’s den Hals nicht kosten,
der ihn bereits besitzt.
Veruntreuung? Was denkt man!
Es spielt in höheren Rängen!
Die kleinen Sammler hängt man,
die großen läßt man hängen.
Nie wird die Gerechtigkeit handeln,
ohne durch die Binde zu sehn.
Unter Palmas ungestraft wandeln
gestattet sie dem Mäzen.
Und nach Italien reist er,
und sie nimmt vor ihm ihren Lauf.
Kehrt er heim, so hängt er die Meister
gleich über der Kassa auf.
Manch Tiepolo blickt hernieder
auf diesen Tatbestand.
Wo auf der Welt gibts wieder
ein so kulturvolles Land?
Manch Correggio glüht in Farben
von einer unsterblichen Scham,
daß Gottes Geschöpfe starben
und dieser ihn bekam!
Millionen Augen geschlossen
für solches Vaterlands Ehr’
und Gottes Schöpfung genossen
von einem Millionär!
Erstickt alles göttliche Sehnen,
kein Meister ruft es zurück.
Die Kunst gehört den Hyänen
und ihrem berufenen Blick.
Da fehlt ein Bild; vermißt es,
wo himmlische Gnade starb.
Ein Höllenbreughel ist es,
den sich diese Welt erwarb.