Dichterschule
Was sind denn das für ausgelassne Knaben,
die in der Form ein Nichtgenügend haben?
Sie machen heute sichs wie ehedem
in Fleiß und Sitten immerzu bequem,
die nur im Fortgang von der Schule glänzen.
Und froh, daß sie die Syntax nicht beherrschen,
so wetzen sie auf ungegerbten Ärschen
und lassen hier und dort das Komma aus.
Dann aber tragen sie ein Nichts nachhaus,
das sie zuhaus zu einem Dreck ergänzen.
Heißt man zur Strafe sie dada zu bleiben
und ihren Aufsatz zweimal abzuschreiben,
so wird er darum doch nicht besser sein,
und besten Falles fällt es ihnen ein,
daß sie ihn noch beklecksen und betrenzen.
Kein Substantiv steht mehr an seinem Platze,
der Hauptsatz wird zu einem Nebensatze,
der Nebensatz ist nur ein Adjektiv.
Die ganze Gottesschöpfung lacht sich schief,
wenn solch ein grüner Lümmel singt von Lenzen.
Hier wirkt Natur in andern Dimensionen,
in solchem Wirrsal wollt’ kein Teufel wohnen,
nichts was sie greifen, wächst zur Wortgestalt.
Allein ihr Ethos freilich ist geballt
und sehr dynamisch sind die Impotenzen.
Ein Rattenschwanz im gegenseitigen Loben,
wenn sie in allzu freien Rhythmen toben;
mit uns geht alles bei dem Treiben rund!
Doch schließen sie zumeist den Vers mit Und.
Und dennoch geht es über alle Grenzen.
Seht mir die Rotte von den letzten Bänken,
sie wollen nur den Oberlehrer kränken,
der schwergeprüft in solcher Klasse sitzt.
Was sie nicht konnten, haben sie verschwitzt.
O laßt uns diese Dichterschule schwänzen!