Peter Altenberg
† 8. Januar 1919
Wer lebte unter diesem Pseudonyme?
Ein Mensch, den ich vor einem Dichter rühme.
Man las ihn früh und man erkannt’ ihn später,
den hohen Altenberg, den höhern Peter.
Ein größrer Mann stand hinter großem Werk,
und niemals hielt er hinterm Altenberg
mit seinem Herzen; trug es auf der Hand
und brachte es durch Leben, Liebe, Land.
Und wie er zu uns rief und zu uns schwieg,
vor uns versank und in Ekstase stieg,
mit seiner Wahrheit unsre Lüge trog,
und wie er uns voranlief, uns entflog,
wie er sich überschlug und wie er litt:
er nahm uns alle allerwegen mit!
Er gab sich weg und war sich selbst nur treu.
Die alte Welt, von ihm ersehn, war neu.
Wie er es sah, von fern und in der Nähe,
so schien, so war es, als ob Gott es sähe.
Und zwischen Einerseits und Anderseits
war aller Wunder wechselvoller Reiz,
und welchen Lebens Fülle, Geist und Art
so zwischen Kinderblick und Greisenbart!
Wie er es sah und wie er es drum glaubte,
und über sich zu lachen uns erlaubte:
sein Paradoxon war nur unsre Welt,
just zwischen ihrem Wert und ihrem Geld;
und was er uns zu seinem Tod vermachte,
sind Tränen, die er übers Leben lachte.
Er schaut uns an. Noch auf dem Katafalk
ist es der Blick von dem gerührten Schalk.
Dies Auge sah den Herzen auf den Grund
und fühlte Schmerz und Liebe mit dem Hund.
Es sah empor zum Tier, zur Magd, zum Kind.
Ihm waren alle Sterne wohlgesinnt.
Vergebens bot er euch das Leben an.
Er gab das Wort. Ihr glaubt nur den Roman.
Ihr seid Papier; er war ein Element,
dess Zorn und Güte keine Grenzen kennt.
Er konnte toben; ihr jedoch seid stumm.
Ein Narr verließ die Welt, und sie bleibt dumm.
Wie wurde mir in seiner Nähe warm.
Ein Bettler ging von uns. Wie sind wir arm!