Nachricht über den Tod de La Mettries
Berlin
Wir haben unsern auswärtigen Lesern abermals eine Nachricht, welche den Hrn. de la Mettrie betrifft, mitzuteilen. Ohne Zweifel vermuten sie eine kleine witzige Torheit, die er schon wieder begangen hat. Es ist so was; ja: wenn sie nur nicht auf seiner Seite etwas allzuernsthaft ausgefallen wäre. Er ist gestorben. Wir sind gewiß, die Welt wird sich mehr Gedanken über seinen Tod machen, als er sich selbst bei Annäherung desselben gemacht hat. Die Welt aber wird höchlich betrogen werden, wenn sie sich einbilden läßt, der Schleier sei endlich von seinen Augen gefallen, er habe widerrufen, er habe alle die Schwachheiten begangen, die man so vielen Philosophen auf ihrem Sterbebette begangen zu haben, schimpflich nachrühmt. Seine
Animula vagula, blandula,
Hospes comesque corporis
hat ihre Wohnung ganz anständig verlassen, und sie hat sich über nichts betrübt, als dass das Uhrwerk ihres Lebens ins Stecken geraten, ehe es noch abgelaufen war. Man sieht wohl, dass wir hier halb nach seinem halb nach unserm Lehrbegriffe reden. So viel aber können wir als der kleinste Mund, dessen sich die unparteiische Nachwelt bedienet, sagen, dass nunmehr der Augenblick vorhanden sei, welcher sein Lob und seinen Tadel auf ihre gewissen Punkte festsetzet; dass man an ihm einen ursprünglichen Witz, eine ansehnliche Einsicht in diejenige Wissenschaft, durch die er sich gewiß bei dem Leben würde erhalten haben, wenn es nützlich wäre, dass die Ärzte unsterblich blieben, eine beneidenswürdige Fertigkeit, sich schön und neu auszudrücken, betauern werde, indem man alle seine böse Eigenschaften verabscheuet, die wir verschweigen, weil er nunmehr tot ist. Sein Tod erfolgte gestern vor acht Tagen. Vielleicht gelingt es uns, unsern Lesern ehestens einige besondere Umstände von seinem Leben mitteilen zu können.