Klopstock, Ode an Gott
Ohne Benennung des Orts ist auf einem Bogen in 8t. eine Ode an GOtt von dem Herrn Klopstock, abgedruckt worden. Der Dichter betauret in dieser Ode den Verlust oder die Entfernung einer Geliebten. Er scheint sein Mägdchen, wie ein Seraph den andern, zu lieben, und nur eine solche Liebe konnte edel genug sein, dass man mit GOtt von ihr spricht. Durch die ganze Ode herrscht eine gewisse erhabene Zärtlichkeit, die weil sie zu erhaben ist, vielleicht die meisten Leser kalt lassen möchte. Man will übrigens einige leere Gedankenspiele, verschiedene Tautologien, und gemeine Gedanken, die sehr prächtig eingekleidet sind, darinne bemerken:
Verum ubi plura nitent in carmine etc.
Wir wollen folgende drei Strophen zur Probe hierher setzen, und weil das Sylbenmaß ein Horazisches ist, welches den meisten unbekannt sein möchte, so wollen wir die erstere bezeichnen.
υ - | υ - | - | - υ υ - | υ υ
υ - | - - | - | - υ υ - | υ υ
- - | υ - | - - | υ - | υ
- υ υ | - υ υ | - υ | - -
Mach GOTT! | dies Le|ben, | mach es zum schnel | len Hauch, |
Oder | gib die | mir, | die du mir gleich | erschufst,
Ach! gib | sie mir | die leicht | zu ge | ben
Gib sie dem | bebenden | bangen | Herzen, |
Dem heilgen Schauer, der ihr entgegen wallt,
Dem stillen Stammeln der, die unsterblich ist,
Und sprachlos, ihr Gefühl zu sagen,
Kaum noch in Tränen hier bang zerfließet.
Gib sie den Armen, die ich voll Unschuld oft
In meiner Kindheit zu dir hab ausgestreckt,
Wenn ich mit heißer Stimm voll Andacht
Dich um die ewige Ruh anflehte.
Was für eine Verwegenheit, so ernstlich um eine Frau zu bitten! Kostet in den Vossischen Buchläden hier und in Potsdam 1 Gr.