Das Nilproblem
Dies gilt auch für den Nil, Ägyptens Fluß, den auf Erden
Einzigen Strom, der im Sommer sich hebt und über die Felder
Tretend gewöhnlich das Land in der brennendsten Hitze bewässert,
Weil entweder im Sommer die Winde des Nordens die Mündung
Stauen, zumal just dann, wie es heißt, die Etesien wehen.
Diese blasen der Strömung entgegen und hemmen den Ausfluß,
Füllen mit Wasser den oberen Lauf und halten es fest dort.
Denn unzweifelhaft weht der Passatwind gegen die Strömung,
Da er von Norden her braust von den eisigen Sternen des Poles,
Während der Strom von Süden her kommt aus der glühenden Zone,
Wo inmitten der Menschen mit schwarzverbrannten Gesichtern
Grad' in dem Mittagsland der Urquell sprudelt des Stromes.
Oder es ist auch möglich, daß mächtige Sandanhäufung,
Die das vom Winde getriebene Meer nach innen zu anschwemmt
Seine Mündung versperrt und gegen die Strömung sich anstemmt.
Hierdurch wird das Gewässer gehemmt und an dem freieren Ausfluß
Und das rege Gefälle der Flut natürlich verlangsamt.
Möglicherweise ereignen sich auch im Quellengebiete
Regengüsse zur Zeit, wo vom Norden herab die Passate
Wehen und alles Gewölk nach der südlichen Richtung hin treiben.
Wenn dies nämlich zuhaut nach der Mittagzone getrieben
Dort sich allmählich sammelt und endlich an hohe Gebirge
Anstößt, ballen die Wolken und pressen sich heftig zusammen.
Auch die hohen Gebirge Äthiopiens ließen vielleicht ihn
Wachsen, wo schimmernden Schnee die alles erleuchtende Sonne
Zwingt mit schmelzendem Strahl auf die Felder hinunter zu rieseln.