Preis der Philosophie Epikurs


Weizenerzeugende Saat verteilte der leidenden Menschheit

Einst als erstes Athen, die Stadt mit leuchtendem Namen,

Die uns das Leben von neuem geschenkt, die Gesetze gegeben,

Die auch wieder zuerst dem Leben den süßesten Trost gab,

Als sie den Mann uns gebar, deß Geist sich so mächtig erwiesen,

Daß sein Wahrheitsmund die ganze Natur uns enthüllte.

Ob er auch selbst nicht mehr lebt, sein Ruhm ist längst bei den Völkern

Wegen des göttlichen Werks, das er schuf, bis zum Himmel gedrungen.

     Denn als er sah, daß an dem, was die sterblichen Menschen an

Nahrung

Brauchen, fast alles schon längst zu unsrer Verfügung bereit steht,

Daß mithin auch das Leben, soweit dies möglich, gesichert

Dasteht, ja daß die Großen in Reichtum, Ehre und Ansehn

Schwimmen und Glanz durch den trefflichen Ruf der Söhne gewinnen,

Und trotzdem kein einziger Mensch die Angst in dem Herzen

Los wird, welche die Seele auch wider Willen beständig

Quält und feindlich bedroht und zu wütenden Klagen veranlaßt:

Da erkannte er wohl, daß der Fehler nur am Gefäß liegt,

Und daß alles durch dessen Schuld verderbt wird im Innern,

Was man auch nur an Genuß von außen her sammelt und eingießt.

Denn teils sah er es gänzlich verleckt und durchlöchert, so daß man

Nimmer durch irgendein Mittel es wirklich zu füllen vermöchte

Teilweis aber im Innern von eklem Geschmacke durchzogen,

Daß es dadurch auch alles verstänkerte, was man hineingoß.

     Also begann er das Herz durch Wahrheitsworte zu läutern,

Wies die Begierde sowohl wie die Furcht in die richtigen Schranken,

Lehrte uns kennen, worinnen das höchste der Güter bestehe,

Das wir alle erstreben, und zeigte den Weg uns zum Heile,

Jenen Saumpfad, der uns zum Ziel im geradesten Lauf führt,

Zeigt' auch der Übel Geschmeiß, das in allen menschlichen Dingen

Uns gar mannigfaltig umschwirrt aus natürlichen Gründen,

Bald durch Zufall, bald durch Gewalt, so wie die Natur will,

Wies uns dann endlich die Tore, aus denen man gegen sie ausfällt,

Und so legte er dar, wie das Menschengeschlecht in dem Herzen

Unbegründet zumeist das Gewoge der Sorgen herumwälzt.

     Denn wie in dunkeler Nacht die Kindlein zittern und beben

Und vor allem sich graulen, so ängstigen wir uns bisweilen

Selbst am Tage vor Dingen, die wahrlich nicht mehr sind zu fürchten,

Als was im Dunkel die Kinder befürchten und künftig erwarten.

Jene Gemütsangst nun und die lastende Geistesverfinstrung

Kann nicht der Sonnenstrahl und des Tages leuchtende Helle

Scheuchen, sondern allein der Natur grundtiefe Betrachtung.

Laßt uns darum das begonnene Werk zu Ende nun weben!


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Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2005 
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