Erklärung des Regens


Laß mich jetzt auch erklären, wie droben in Wolken des Regens

Nässe sich sammelt und dann sich als Guß auf die Erde hernieder

Senkt. Und zuerst will ich zeigen, daß Wasseratome in Mengen

Mit dem Gewölke zugleich aus sämtlichen Dingen sich heben,

Und daß beide sich dort gleichmäßig vermehren, die Wolken

Ebensowohl wie das Wasser, das in dem Gewölk ist enthalten:

Gradeso wie auch bei uns mit dem Blute zugleich sich der Körper

Mehrt und der Schweiß und alle verschiedenen Säfte der Glieder.

Auch aus dem Meer entnehmen sie oft viel Feuchtigkeit, wie es

Auch bei den wollenen Vließen geschieht, die am Strande man aufhängt,

Wenn die Winde die Wolken hin über den Ozean jagen.

Ähnlich erhebt sich die Feuchtigkeit auch aus sämtlichen Flüssen

Bis zum Gewölke empor. Sobald sich die Wasseratome

Viel und vielfach vereinen, von überallher sich vermehrend,

Dann entladen die Wolken, die voll sind von Wasser, den Regen

Um die Wette aus doppeltem Grund: teils preßt sie der Winddruck,

Teils drückt eigene Fülle der Wolken, sobald sich die Massen

Stärker geballt, auch von oben und bringt so den Regen zum Ausfluß.

     Übrigens, selbst wenn der Wind die Wolken zerflattert und auflöst

Und auch die Sonne von oben die glühenden Strahlen versendet,

Rieselt aus ihnen noch Regen herab und tröpfelt, wie wenn man

Wachs auf glühendem Ofen zerschmelzt und die Masse herabtropft.

Aber ein heftiger Regen entsteht, wenn mit Heftigkeit beide

Kräfte vereint Druck üben, der Wind und die Pressung der Wolken.

Langandauernder Regen entsteht nur dann für gewöhnlich,

Wenn sich die Wasseratome in reichlicher Menge versammeln,

Wenn sich Gewölk auf Gewölk noch mit triefendem Nebel vereinigt

Und von jeglicher Seite dies allenthalben herannaht,

Wenn zudem auch die Erde die Feuchtigkeit ringsum empordampft.


 © textlog.de 2004 • 19.11.2024 05:24:31 •
Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2005 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright