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Kindersprache und Geisteskrankheit

Man hat mit Aufwendung von viel Witz und Gelehrsamkeit die mangelhafte Kindersprache mit den Sprachstörungen der Paralytiker und anderer Nervenkranken verglichen. Ich will zugeben, dass die Taubheit der Neugeborenen, die "Seelentaubheit" und die Worttaubheit in späteren Monaten anregende Beziehungen bieten und vielleicht den Gehirnphysiologen in seiner Fragestellung an die Natur unterstützen können. Ich möchte für diese Untersuchungen sogar einen neuen Begriff vorschlagen, den der Stummtaubheit, der diejenigen Fälle bezeichnen soll, in denen das Kind oder der Kranke bei tadellosem Gehör taub zu sein scheint, weil er den Sinn der gehörten Worte nicht versteht, also geistig stumm ist. Bekanntlich sind die Taubstummen nur taub, nicht stumm von der Seele aus.

Aber alle diese Vergleichungen zwischen Kindern und Geisteskranken, die das Sichversprechen, das Stottern, das Silbenstolpern, die Sprachwidrigkeit (Agrammatismus), das Stammeln, das falsche Artikulieren, den Mangel bestimmter Buchstaben und gar die Geschwätzigkeit oder Logorrhöe betreffen — alle diese Vergleichungen haben zur Grundlage den unglücklichen Einfall, dass eine niedere Stufe der Entwicklung eine Art Krankheit sei.