Radix Valerianae
Radix Valerianae minoris s. sylvestris, Baldrian, Valerianawurzel. Sie ist ein unentbehrliches, wahrhaft und andauernd die Nerven stärkendes (nicht sie nur, wie die Schlangenwurzel, der Kampfer, das flüchtige Laugensalz u. s. w. momentan aufregendes) Mittel, welches belebt, munter macht und so auch gegen hysterische Krämpfe im Leibe, in der Brust, gegen Veitstanz, gegen Intestinalwürmer, im zweiten oder nervösen Stadium der Pocken, der Masern, des Scharlachs, der hitzigen Katarrhalfieber, der epidemischen Grippe ungemein gute Dienste leistet. In allen diesen Fällen kann man folgenden Tee wählen:
Nr. 112. Nimm: Baldrianwurzel, Fliederblumen, von jedem ein bis anderthalb Lot; diese werden mit vier Tassen kochendem Wasser als Tee bereitet, und Tag über verbraucht. Späterhin kann man bei genannten Fiebern statt der so herrlichen, milde auf die Nerven wirkenden Fliederblumen die Kalmuswurzel (s. d.) wählen.
Die Species nervinae Hufelandi gegen Hysterie und andere Neurosen bestehen aus gleichen Gewichtsteilen Valeriana- und Nelkenwurzel, Pomeranzenblättern und Pfefferminzkraut. Davon nimmt man täglich zwei bis drei Esslöffel voll, infundiert diese mit drei bis vier Obertassen kochendem Wasser und trinkt den Tee Tag über kalt aus. Meine Spezies nervinae für ähnliche nervöse Leiden bestehen aus Pomeranzenblättern, Valerianawurzel, Angelikawurzel, Melissenkraut, von jedem vier Lot, Sennesblättern, Fenchelsamen, Kalmus- und Süßholzwurzel, von jedem zwei Lot. Dieser Tee wird in zwölf Teile geteilt, und täglich ein Teil davon, mit vier Tassen siedendem Wasser bereitet, kalt getrunken. Soll die Hysterie und das krampfhafte Wesen dauernd gehoben werden, so muss der Tee sechs bis zehn Wochen lang unausgesetzt getrunken und tägliche Bewegung im Freien exerziert werden. Die ersten drei bis vier Tage, wo die Menstruation eingetreten, wird indessen ausgesetzt. Eben so wird einen Tag dann kein solcher Tee getrunken, wenn die Kranke den Tag vorher mehr als dreimal purgiert hat.