FAVOR, oris, die Gunst, ist von einigen mit unter die Götter gerechnet worden. Man findet aber weiter nichts, als dass Apelles ein schönes allegorisches Gemälde davon gemacht hat. Nach demselben stellt er einen jungen Menschen mit verbundenen Augen vor, welcher zwar äußerlich eine große Unerschrockenheit und viel hohes Wesen zeigt, aber die innerliche Furcht und Unruhe nicht verhehlen kann. Er hat Flügel und scheint stets bereit zu sein, davon zu fliegen oder sich in die Luft zu erheben. Dabei steht er auf einem Rad wie das Glück, welcher Göttinn er auch überall folgt. Zur Seiten hat er die Schmeichelei und ist von dem Reichtum, dem Stolz, den Ehrenbezeugungen, der Wollust, der Mutter der Verbrechen, umringt: der Neid aber folgte ihm nach. Einige machen ihn zu einem Sohn der Schönheit oder des Glücks; andere sagen, er sei von dem Zufall oder Ungefähr, oder auch wohl durch den Witz und Verstand erzeugt worden. Gyral. Synt. I. p. 54. Die Deutung alles dessen läßt sich leicht und auf verschiedene Art machen, so wohl in Ansehung dessen, der die Gunst erweist, als der sie empfängt.