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Herbstgesang

I

Bald werden wir in kalte Nebel fahren
Erlisch lebendges Licht in unsern Hallen
Schon hör ich überall in dumpfen Scharen
Die Scheiter in die breiten Höfe fallen

Ganz wird der Winter meinen Sinn bedecken
Mit Haß und Schauder Zorn und arger Not
Und wie die Sonne in der Pole Schrecken
Erstarrt mein Herz zum Block von eisigem Rot

Mit Frösteln hör ich fallen jeden Ast
Nicht dumpfer tönt die Richtstatt die man baut
Mein Geist fällt wie der Wartturm vor der Last
Des Widderstoßes der ihn täglich haut

Mir aber ist gewiegt wie im Geläute
Man nagelt einen Sarg im Erdenschoß
Für wen? War gestern Sommer Herbst ist heute
Dies trübe Raunen klingt wie Aufbruch groß.


II

Wie ist deiner Augen grünlicher Schimmer mir wert
Sanfte Schöne, doch heute brennt alles mich sehr
Und deine Liebe nicht, nicht Gemach oder Herd
Kommen der Sonne mir gleich wenn sie strahlt auf das Meer.

Dennoch sei du mir Mutter, mein Wesen, sei gut
Bleib es dem Undankbaren, ja bleib es dem Bösen;
Schwesterlich oder entbrannt, sei die flüchtige Glut

In die Herbst und sinkende Sonne sich lösen.
Nicht auf lange! Das Grab steht wartend bereit
Nimm meine Stirn, überlaß mich zu deinen Füßen
Trauervoll denkend der weißen der sengenden Zeit
Nun dem Strahle des Spätjahrs, dem gelben und süßen!