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§ 49. Vorzeichnung des Ganges intentionaler Auslegung der Fremderfahrung

Der Seinssinn objektive Welt konstituiert sich auf dem Untergrunde meiner primordialen Welt in mehreren Stufen. Als erste ist abzuheben die Konstitutionsstufe des Anderen oder Anderer überhaupt, das ist aus meinem konkreten Eigensein (aus mir als dem primordialen Ego) ausgeschlossener Ego's. Damit in eins, und zwar dadurch motiviert, vollzieht sich eine allgemeine Sinnesaufstufung auf meiner primordialen „Welt“, wodurch sie zur Erscheinung von einer bestimmten objektiven Welt wird, als der einen und selben Welt für jedermann, mich selbst eingeschlossen. Also das an sich erste Fremde (das erste Nicht-Ich) ist das andere Ich. Und das ermöglicht konstitutiv einen neuen unendlichen Bereich von Fremdem, eine objektive Natur und objektive Welt überhaupt, der die Anderen alle und ich selbst zugehören. Es liegt im Wesen dieser von den puren Anderen (die noch keinen weltlichen Sinn haben) aufsteigenden Konstitution, daß die für mich „Anderen“ nicht vereinzelt bleiben, daß sich vielmehr (in meiner Eigenheitssphäre natürlich) eine mich selbst einschließende Ich-Gemeinschaft als eine solche miteinander und füreinander seiender Ich konstituiert, letztlich eine Monadengemeinschaft, und zwar als eine solche, die (in ihrer vergemeinschaftet-konstituierenden Intentionalität) die eine und selbe Welt konstituiert. In dieser Welt treten nun wiederum alle Iche, aber in objektivierender Apperzeption mit dem Sinn Menschen bzw. psychophysische Menschen als Weltobjekte auf.

Die transzendentale Intersubjektivität hat durch diese Vergemeinschaftung eine intersubjektive Eigenheitssphäre, in der sie die objektive Welt intersubjektiv konstituiert und so als das transzendentale Wir Subjektivität für diese Welt ist und es auch für die Menschenwelt ist, in welcher Form sie sich selbst objektiv verwirklicht hat. Wenn aber hier wieder intersubjektive Eigenheitssphäre und objektive Welt unterschieden werden, so ist doch für mich, sowie ich als Ego mich auf den Boden der aus meinen eigenwesentlichen Quellen konstituierten Intersubjektivität stelle, zu erkennen, daß die objektive Welt sie, bzw. ihr intersubjektives Eigenwesen, nicht mehr im eigentlichen Sinne transzendiert, sondern ihr als immanente Transzendenz einwohnt. Genauer gesprochen: die objektive Welt als Idee, als ideales Korrelat einer intersubjektiven und ideell immerfort einstimmig durchzuführenden und durchgeführten Erfahrung — einer intersubjektiv vergemeinschafteten Erfahrung —, ist wesensmäßig bezogen auf die selbst in der Idealität endloser Offenheit konstituierte Intersubjektivität, deren Einzelsubjekte ausgestattet sind mit einander entsprechenden und zusammenstimmenden konstitutiven Systemen. Danach gehört zur Konstitution der objektiven Welt wesensmäßig eine Harmonie der Monaden, eben diese harmonische Einzelkonstitution in den einzelnen Monaden, und demgemäß auch eine harmonisch in den einzelnen verlaufende Genesis. Das ist aber nicht gemeint als eine metaphysische Substruktion der monadischen Harmonie, so wenig die Monaden selbst metaphysische Erfindungen oder Hypothesen sind. Es gehört vielmehr selbst mit zur Auslegung der intentionalen Bestände, die in der Tatsache der für uns daseienden Erfahrungswelt liegen. Es ist dabei wiederum zu beachten, was schon mehrfach betont worden, daß die bezeichneten Ideen nicht Phantasien oder Modi eines Als ob sind, sondern konstitutiv mit aller objektiven Erfahrung in eins entspringen und ihre Weise der Rechtgebung und ihrer wissenschaftlich aktiven Ausgestaltung haben.

Was wir soeben ausgeführt haben, ist ein Vorblick auf den Stufengang der intentionalen Auslegung, die wir durchzuführen haben, wenn wir das transzendentale Problem in dem einzig erdenklichen Sinne lösen und den transzendentalen Idealismus der Phänomenologie wirklich durchführen sollen.