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Den Zwiespältigen

Künstler sein, das bedeute: sich selbst in Gestalten zu tragen.
Doch diese Wirklichkeit trägt in den Künstler sich selbst.
Nicht vor ihm zu erschrecken, vermißt sie sich, nach ihrem Maße
Ihn zu zeichnen; erschrickt dennoch nicht vor sich selbst.
Macht ein Bild sich von mir und trifft sich so gut, daß sie fürder
Wie einem Schatten vermag nicht zu entrinnen dem Bild.
Seht, diese Ähnlichkeit, wie ist sie zurück doch geworfen!
Nie hätte ähnlich ich selbst es an euch selber gekonnt!
Wenn ich euch meinte, nie vermochte das Bild zu gelingen
Wie ihr euch selber traft, da ihr mich treffen gewollt.
Plötzlich erkannte die Zeit ihr häßliches Antlitz im Spiegel,
Warf ihn wütend nach mir, hoffend, nun sei es mein Bild.
Denn der Splitter bewies, daß mich der Spiegel getroffen.
Furcht’ ich nicht die Gewalt, furcht’ ich die Schwäche der Zeit!
Zwist ist immer in ihr; so wird sie dem Einen gefährlich
Und Historie macht heute allein Hysterie.
Wo ein Licht ich ersah, erwächst mir solches Gelichter,
Meine Flamme verbrennt mir dieser elende Schein.
Ach, von wie hartem Stoff ist die Zeit, die nur aus Papier ist!
Und mein Stoff ist ja nur Notwehr, ach, gegen den Stoff.
Könnte der Geist ihm entfliehn, um zu sich selber zu kommen!
Ginge der Stoff mir doch aus! Ginge der Atem nicht aus!
Fieber macht dieser Stoff, von Krankheit bin ich umgeben.
Ich zitiere die Zeit, sie aber wirft sich mir vor.
Schritte Christus vorbei, sie riefen: »Händler und Wechsler!«
Nie ein Echo mir tönt, nur dieser Schrei aus dem Nichts.