Ein Shakespearescher König spricht
nachdem der Botschaftsrat Haymerle, zurzeit im Felde, in der Zeitung erzählt hat, wie zu Tränen gerührt er am Tage der Kriegserklärung war, als er noch um neun Uhr abends durch den Jubel des Volkes von ihr erfahren hatte.
O Haymerle, zu viel der Tränen flössen,
Seitdem geschehen, was dir Tränen schuf,
Und eh du es berichtet. Spar die Tränen,
Daß künftig sie der Menschheit nicht mehr fließen.
Du Bote blutig tränenvoller Tat,
Ich dank’ dir nicht! Zieh wieder ab ins Feld,
Bring bessre Botschaft; bring auch bessre Zeitung!
Du Haymerle des Unheils, mach dich fort,
Ermüde nicht das Ohr mit dem Bericht,
Der Jovis Donner macht zum Schwatz des Pöbels.
Was malst du Pinsel uns den grauen Himmel
Zum Sonnentag, das Elend zur Idylle?
Harmloser Bote du des Schaudervollen,
Zu lang’ hat Trauer unter uns geweilt:
Du bannst sie nimmermehr durch Langeweile!
Und merk, vielfältig greuliches Erlebnis
Wird durch die Einfalt kindischer Erzählung
Nicht ausgetilgt. Wer hat dich hergesandt
Zum Spott auf uns und dieses heil’ge Land?
Unhaymerle, ich geb’ dir diesen Rat:
Die Rede spare, spare auch die Tat.
Hättst noch nach neun du nichts von ihr erfahren,
So käme all dies Unglück nicht zu Jahren.
O wär’, was nachher, heute noch zuvor!
Botschaft und Zeitung lähmten Aug und Ohr.
Nimm meinen Zorn, es sei dir nicht verhehlt:
Man liest, hört, glaubt euch, weil der Glaube fehlt!