Die Lage der Deutschen in Österreich
Sie war, man denke an die Friedenszeiten,
halt immer eine rechte Menschheitsplage.
Nichts hörte man als täglich Zank und Klage,
Vereinskrakeel und Zeitungsstreitigkeiten.
Ob Schande! man, ob Hanba! dazu sage,
blieb ein Problem, und einmal zu entscheiden
wer recht wohl hätte von den beiden:
beiden erst recht war eine nationale Frage.
Und dies zumal erbitterte die Böhmen:
die Deutschen hatten wahrlich alle Tage
in Ostreich ihre ganz besondre Lage,
und jene wollten sich nicht anbequemen.
Um endlich auf des Krieges Völkerwage
das Hochgelegene zu Fall zu bringen,
könnt’ ihnen doch der große Wurf gelingen:
die Deutschen hatten nun die Niederlage.
Es war geglückt, den Sieger zu besiegen,
und ob er an dem deutschen Gott verzage,
er kam in jene fürchterliche Lage,
in Osterreich einmal allein zu liegen.
Doch daß dem andern der Triumph behage,
und daß die Katze munter weitermause,
behielt er einen Teil von ihm im Hause,
und daß geteiltes Leid sich leichter trage.
Sich selbst bestimmend, hat er’s eingerichtet,
damit kein Zweifel am Gewissen nage
und er mit jenem dieses gleich erschlage;
und also ward der alte Streit geschlichtet:
Der Antwort folgt die nationale Frage.
Denn um sich ganz an Österreich zu rächen,
bestimmten sie, die konsequenten Czechen,
den Deutschen selbst nun eine neue Lage.
Die liegt nun gut in Tschechien gebettet;
und daß die Qual in alle Neuzeit rage,
die alte Klage, Frage, Menschheitsplage,
sie werden österreichisch fortgefrettet.
Und klingts nicht anders doch mit einem Schlage?
Ists nicht die Umkehr aller bösen Geister?
Der Arrestant versperrt den Kerkermeister,
Tag ward aus Nacht und diese folgt dem Tage.
Nur offen bleibt die nationale Frage,
ob denn die Katze nicht bei ihrer Jause
sich und der Maus gönnt eine Atempause,
damit die Katze halt, in solcher Lage,
nicht mehr die Maus, doch sich mit ihr vertrage.