Die Lerche
Im Schlaf wir alle? Und der Traum gemeinsam?
Wir träumten so? Wir wurden so geträumt?
Wer träumte so uns, daß die Traumgestalten,
wir selbst, den Druck, die bunte Wirrnis lebten
und traten aus dem Traum, ihn zu vollbringen?
Doch mit dem Träumer sind wir nun erwacht,
und wollen diesen Tag uns anders träumen,
und wollen, zwischen Mensch und Gottheit lebend,
nie wieder gegen Götter uns erheben
und dennoch lufthoch über Menschen sein!
Wofern sie diesen Traum mit uns geträumt,
so haben sie, wenn allzu irdisch Denken
aus andrer Luft ein Gleichnis noch empfangt,
in uns ihr Tun erkannt und daß Gewalt
den Raum der Welt erobernd nicht erfüllt,
nur leert. Nicht wollen wir, daß sie als Götter
uns ehren, aber sich als Menschen! Dies der Sinn
des Traums. Ein Spiel der Ängste jenes Traums,
den sie vergaßen. Möchten sie ihn so
behalten! Wenn ihr Tun Natur nicht stört,
so lieben wir sie. Schwester Nachtigall
sagt gute Nacht zu ihrer Liebe; ich,
die Lerche, bringe ihrem Tagwerk
den guten Tag. Sind anders sie — uns bleibt
die Schreckgestalt, die wir im Traum gesehn,
und etwas von dem Haß, den wir geträumt:
denn wir vergessen nicht im Flug, wie sie.
Bis wir es wissen, wollen wir sie fliehn
und bleiben, die wir sind, und unter uns!
Doch sei, was wir uns wünschen, ihnen selbst
gewährt, das Glück, vom Bösen frei zu sein.
So teilen wir uns in den Sinn des Spiels:
träumten wir euch, wir wollen es behalten:
träumtet ihr uns, behaltet es mit uns!
Wir sind erwacht. Behüten wir das Glück.
Wir träumten Macht. Wir leben Republik!
Frei lebt der Vogel, dankbar der Natur,
wir ziehn die neue, ziehn die alte Spur.
So heimzukehren, ist der größte Sieg;
so stehn wir auf zum Schwur: Nie wieder Krieg!
Laßt uns erneut an alte Lust gewöhnen.
Die Lerche steigt, die Gottheit zu versöhnen.
Beseligt weih’ ich diesen Morgen ein.
Der Mensch ist fort. Die Luft ist rein!