»Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang«
(Lumpazivagabundus)
Wie still lebt so ein Stern in seiner Nacht,
Vergleicht man damit, wie’s auf Erden kracht.
Und bei dem Lärm kommt gar nichts ’raus, nichts g’scheit’s,
Am Himmel kommen s’ aus ganz ohne Hakenkreuz.
Der große Löwe selbst brüllt nicht so laut
Und hätt’ sich an den Hitler nie getraut.
Der Mars, ein Held wie Ludendorff, geht dort
Herum in Freiheit und ganz ohne Ehrenwort.
Die Stern’ haben die Störung der Ruhe nicht gern
Und sie werden ganz dasig, wenn s’ die Hiesigen hör’n
Und sie denken sich nur: Der Klügere gibt nach,
Wir überleb’n euern Kriegsruhm, wir überleb’n eure Schmach;
Es dauert gewiß nicht mehr lang,
Wir überdauern euern ganzen Gestank stank stank stank stank stank
Wir überdauern euern ganzen Gestank!
Tut’s auf der Erden drunter und drüber gehn,
Wir hab’n trotz allem doch den Vaugo en.
Der halt’s noch z’samm, daß droben ganz neidig sein:
Wo hab’n s’ am Mars denn einen Vaugo ein!
Wer macht a so a Wehrmacht wie in Wien,
Am ganzen Himmel hab’n s’ kein’ Vaugo in.
Der Republiktag hat’s ihm angetan,
Da spielt den Prinz Eugen der Vaugo an.
Kommt die Zeit, zieht die Zita auf ihren eigenen Stern,
Wie gern hätten s’ im Himmel dazu den Vaugo ern.
Er bekennt seine Färb’ und drum sind sie ihm grün,
Denn so schwarzgelb kann der Himmel nicht sein wie der Vaugo ün.
Zu schlagen eine Brücken ihm gelang —
Noch vom Train der Vaugo en für’n Eugen hat einen Hang Gottseidank
Mit Klingklang der Vaugo ang ang ang ang.
Jetzt halt’ mr bald so weit, daß wir was hör’n
Speziell vom Mars und von die bessern Stern’.
Sie selber freu’n sich, uns zu hören, und
»Wie spricht der Mensch?« frag’n s’; wir: »Wie spricht der Hund?«
Doch eh’ sie noch vernehmen unsre Sprach’,
Mach’n s’ uns ak’rat schon fleißig alles nach.
Bei Tag sind jetzt schon weniger Stern’ zu schau’n.
Warum? Sie fangen halt schon auch an, abzubau’n.
Sie wollen ein irdischen Leben jetzt führen,
Und kommen, um ihre Seel’n zu sanieren,
Vom Hund auf den Bund, und bald sind sie schon da,
Und im vorigen Sommer war der Mars uns ganz nah.
Und sein erstes Wort, was glauben S’, welches war’s?
»Habt’s uns gern, uns am Mars Mars Mars Mars Mars Mars Mars Mars Mars
Habt’s uns gern, uns am Mars Mars Mars Mars!«
Im Himmelstheater spiel’n s’ auch bei Nacht,
Man hört schon, daß es oben wie unten kracht.
Mit’n Repertoire, da haben s’ ein rechtes Gfrett,
Der kleine Bär spitzt auf die Operett’.
Die Musik der Sphären hat zu wenig Schlager,
Das Buch der Schöpfung ist als Text zu mager.
’s ist unbegreiflich, wozu so viel G’schichten,
Statt gleich die Weltenraumbühn’ einzurichten!
Das höchste Theater wird’s im Himmel nie geben,
Die stell’n sich nicht vor, was wir täglich erleben.
Mit Radio und Kino, mit Sport und mit Mord
Erreicht jetzt die Erde den Weltrekord.
Und damit die Hölle frohlock’,
Gibt der Papst seinen Segen durch den Schmock Schmock Schmock Schmock Schmock Schmock
Gibt der Papst seinen Segen durch den Schmock.
Im Tierkreis oben hab’n s’ zwar unser’n Stier,
Doch fehlt ein andres stadtbekanntes Tier.
Die Milchstraß’n ist so breit wie unser Graben,
Was nutzt das aber, wenn s’ dort keine Ochsen haben.
Und wo die Ochsen fehl’n, da ist’s fatal,
Da erscheint am Himmel all’s, nur kein Journal.
Und sonst auch kann den Unterschied man spüren:
Sie lassen sich um keinen Preis sanieren.
Wie anders geht’s zu, ach du himmlischer Vater,
Im siebenten Himmel, in unserem Prater.
Seine Seel’ zu sanieren, ist kein Wiener zu faul,
Drum flieg’n ihm die gebratenen Ochsen ins Maul.
Dazu gibt’s Zank und patriotischen Gsang,
Denn der Friede, der dauert schon z’lang lang lang lang lang lang
Der Friede, der dauert schon z’lang.
Was denen droben fehlt und nicht seit heut,
Das ist, ich sag’ es frei, die Sittlichkeit.
Der Lebenswandel ist rein fürchterlich:
Die Wandelsterne gehn am Himmelsstrich.
Die Venus trifft man auf der Milchstraß’n allein
Und kein Hund fragt sie nach ihrem Schein.
Aber was dort droben g’schieht, ist einerlei,
Herunt’ hab’n wir zum Glück die Sittenpolizei.
Wie sie überall aufpaßt und überallhin lugt
Und nachschaut, ob eine zur Liebe befugt,
Und zur Vorsicht auch eine, die befugt ist, arretiert,
Damit ihr im Lebenswandel nichts mehr passiert!
Ja, sie erfüllt ihre Pflicht ohne Wank
Und da sag’n wir nix als Gottseidank dank dank dank dank dank
Wir sag’n nix als Gottseidank.
Kastor und Pollux man zusammen nennt
Als solide Firma dort am Firmament.
Bei uns gibt’s Sterne wie Gastiglioni und
Der Bosel ist daneben auch kein Hund.
Noch untrennbarer aber wirkt die Kraft
Der beiden Kola, welche dioskurenhaft.
Doch auch um andre ist ein großes G’riß:
Sie leuchten alle in der Finsternis!
Das Himmelsgewölbe ist als Ganzes kein G’schäft
Neben dem, was in unserem Tierkreis man trefft.
Dort oben ist allweil das nämliche los,
Da gibt’s keine Bors’, keine Baiss’, keine Hauss’.
Auf der Milchstraßen gibt’s keine Bank
Und kein Fixstern verliert einen Franc Franc Franc Franc Franc Franc
Und kein Fixstern verliert einen Franc.
Im Burgtheater spielen s’ den Nestroy und
Man ist im Himmel, nämlich auf dem Hund.
Im Haus voll Würde und von stolzem Wuchs
Woll’n sie sich mit ihm machen einen Jux.
Und wenn s’ den Z’riss’nen spiel’n in diesem Haus,
Kommt nur der Titel als a Ganzer ’raus.
Doch den Lumpazi bringen s’ erst zu sich,
Denn den spiel’n s’, wie sich’s g’hört, ganz liederlich.
Die Leut hab’n a Freud’ beim Nestroy sein’ Schaden:
Der Leim der ist trocken und mit’n Zwirn hat’s ein’ Faden.
Beim Knieriem sein’ Lied da wurde mir bang,
Bei dem Humor steht d’ Welt auf kein’ Fall mehr lang.
Doch ich hör’ s’ vor Begeisterung schrei’n —
Nein, die Welt fallt auf jeden Fall ’rein ’rein ’rein ’rein ’rein ’rein
Die Welt fällt noch lang lang herein.