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Nach Nestroy

»Ja, die Zeit ändert viel«

Fünf Jahr’ sind’s, da hatten aus Furcht vor dem Zorn
Des mißhandelten Volkes den Kopf sie verlor’n
Und auf den Knieen gedankt, daß das Volk ihn behalten
Und die Schmach nicht gerächt an den alten Gewalten.
Jetzt sind sie wieder frech und verachten die Hände,
Die sie leider bewahrt vor dem endlichen Ende.
Was gilt’s — nach fünf Jahren sind sie wieder still!
Ja, die Zeit ändert viel!

Wie der Mortimer einst vor den Papst ist getreten,
Da verging ihm Hören und Sehen und Beten.
Wie ward ihm bei diesem besondern Begegnen,
Als jener daherkam, die Völker zu segnen!
Doch er hat sich derfangen und mit Interesse
Las ich neulich seinen Bericht in der Presse.
Denn die hat ja Gelegenheit beim Papst, wann sie will.
Ja, die Zeit ändert viel.

Ich denk’s noch, es hat eine Zeit einst gegeben,
Da konnte man auch ein Theater erleben.
Längst ausgeträumt ist heute der Traum,
Selbst nicht für’n Schlaf hat die Raumbühne Raum.
Galgen und Radio sind der Sprache errichtet
Und kein Ohr vernimmt, was der Goethe gedichtet.
Der Zeit ihre Kunst, die die Herzen erfreut!
G’hört ihr schon, der Zeit.

Ich hab’ in meinem Leben viel Kämpfe geführt
Und hab’ die Feinde nicht vor den Feinden blamiert.
Was kann die satirische Mühe denn nutzen?
Im nächsten Krieg wird die Schalek den Graben ausputzen!
Nur die bleiben gesund, die das Wort umgebracht,
Als Spiegelmensch jeder ins Fäustchen sich lacht.
Sie leben, sie treiben, sie schreiben ihren Stil —
Meiner ändert nicht viel.

Die Zeit ändert nix, dazu hat sie ka Zeit.
Drum änder’ ich, was damals gesungen, für heut’.
Heut’ sah’ auch der Nestroy nur alles verschandelt
Und nichts hätt’ sich außer’m Couplet ihm verwandelt.
Unverändert die Dummheit, nur schwarz umrändert,
Hier schwarzgelb und dort schwarzweißrot bebändert.
Eh die Zeit mich totschlägt, hab’ ich eine Freud’:
Ich vertreib’ mir die Zeit!