Konjunktionen
Für die syntaktische Gliederung sind in der eben ausgesprochenen Periode eine Anzahl von Worten wesentlich, die man Verbindungsworte oder Konjunktionen nennt oder wenigstens in einem weitern Sinn so nennen könnte, nämlich: als, welcher, wo, als ob, da usw. Diese Verbindungswörter spielen vor dem Satze dieselbe Bolle wie die Präpositionen vor dem Substantiv. Beide Wortarten sind wir nicht gewöhnt als Zeichen für Begriffe anzusehen; sie sind uns Zeichen von Beziehungen. Und diese Beziehungen sind so unbestimmter Art, dass wir eben darum nur selten festumschriebene Begriffe mit ihnen verbinden können. Ja noch mehr: ein und dasselbe Wort hat sehr häufig bald den Dienst einer Präposition, bald den einer Konjunktion zu versehen.
Nun steht es außer Frage, dass alle diese Verbindungsworte ursprünglich anschauliche Begriffe bezeichneten; wir stehen also vor derselben Erscheinung wie bei den Formensilben des Nomens und des Verbums, die ursprünglich selbständige Worte waren und erst allmählich so weit verblaßten, dass wir an ihnen bloße Beziehungen erkannten. Wir wissen oder lehren wenigstens, dass die zahlreichen Formbildungen der Deklination und Konjugation ursprünglich selbständige Worte waren und sich erst mit der Zeit so umbildeten, dass wir in ihnen nur noch Zeichen grammatischer Kategorien erblicken. Es ist das eine rechte Bequemlichkeit beim Sprechen, mehr nicht. Eine eben solche Bequemlichkeit, aber auch nicht mehr ist es, wenn die obigen Worte (als, wo usw.) zu Verbindungsworten verblaßt sind und wir mit ihnen eine syntaktische Kategorie verbinden, bei der wir uns nur insofern etwas Bestimmtes vorstellen, als unsere Vorstellungen ohnedies schon bestimmt sind.
Die zum Instinkt gewordene Bequemlichkeit, mit welcher durch die Sprache Vorstellungen von Dingen und Vorstellungen von Beziehungen hervorgerufen werden, täuscht den Forscher immer wieder darüber, wie armselig der Organismus der Sprache ist gegenüber dem Organismus der Welt. Ist das schon deutlich nachweisbar an den verhältnismäßig konkreten Worten, den Verben und Substantiven, und an ihren Deklinations- und Konjugationsformen, so tritt es am hellsten hervor im Gebrauche der Konjunktionen, weil diese die logischen Verhältnisse der Gedanken mitteilen sollen und dazu völlig ungeeignet sind. Betrachten wir so die drei allergewöhnlichsten Konjunktionen: und, aber, oder.