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Moral für Psychologen. — Keine Colportage-Psychologie treiben! Nie beobachten, um zu beobachten! Das giebt eine falsche Optik, ein Schielen, etwas Erzwungenes und Übertreibendes. Erleben als Erleben-Wollen — das geräth nicht. Man darf nicht im Erlebniss nach sich hinblicken, jeder Blick wird da zum „bösen Blick.” Ein geborner Psycholog hütet sich aus Instinkt, zu sehn, um zu sehn; dasselbe gilt vom gebornen Maler. Er arbeitet nie „nach der Natur,” — er überlässt seinem Instinkte, seiner camera obscura das Durchsieben und Ausdrücken des „Falls,” der „Natur,” des „Erlebten” ... Das Allgemeine erst kommt ihm zum Bewusstsein, der Schluss, das Ergebniss: er kennt jenes willkürliche Abstrahiren vom einzelnen Falle nicht. — Was wird daraus, wenn man es anders macht? Zum Beispiel nach Art der Pariser romanciers gross und klein Colportage-Psychologie treibt? Das lauert gleichsam der Wirklichkeit  auf,  das  bringt  jeden  Abend  eine  Handvoll  Curiositäten mit nach Hause ... Aber man sehe nur, was zuletzt herauskommt — ein Haufen von Klecksen, ein Mosaik besten Falls, in jedem Falle etwas Zusammen-Addirtes, Unruhiges, Farbenschreiendes. Das Schlimmste darin erreichen die Goncourt: sie setzen nicht drei Sätze zusammen, die nicht dem Auge, dem Psychologen-Auge einfach weh thun. — Die Natur, künstlerisch abgeschätzt, ist kein Modell. Sie übertreibt, sie verzerrt, sie lässt Lücken. Die Natur ist der Zufall. Das Studium „nach der Natur” scheint mir ein schlechtes Zeichen: es verräth Unterwerfung, Schwäche, Fatalismus, — dies Im-Staube-Liegen vor petits faits ist eines ganzen Künstlers unwürdig. Sehen, was ist — das gehört einer andern Gattung von Geistern. zu, den antiartistischen, den Thatsächlichen. Man muss wissen, wer man ist ...

 


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