Giacomo Bellini

Bellini, Giacomo, geb. um 1400, gest. um 1470, der Vater und Lehrer der Gentile und Giovanni Bellini, ein Gehilfe des Franc. Squarcione und später Schüler des Gentile Fabriano, war der erste, der die paduanische Kunstrichtung des 15. Jahrhunderts, welche die Wiedererweckung der italienischen Malerei mittelst Durchbildung der Form nach dem Vorbild der Antike anstrebte, nach Venedig verpflanzte. Die ersten Arbeiten in Venedig, durch welche er sich Ruhm erwarb, waren die Bildnisse des Giorgio Cornaro und der Katharina, Königin von Zypern, eine Passion Christi mit vielen Figuren und ein Gemälde von dem Wunder des heil. Kreuzes, in der Scuola di San Giovanni Evangelista (sämtlich zu Grunde gegangen). Seine Bilder, die er meistens in Gemeinschaft mit seinen Söhnen malte (wie z. B. die für die Capella di Gatta, melatta zu Padua gefertigten Malereien die Unterschrift: Jacobi Bellini Veneti patris ac Gentilis et Joannis natorum opus 1460, trugen) zeigen, ehe sich der Einfluss des. Gentile da Fabriano, den er sich zu seinem höchsten Ruhm anrechnete (wie eine Inschrift an einem, leider untergegangenen Freskogemälde im Dome zu Verona vom Jahr 1436 ausspricht), auf ihn geltend machte, viel Verwandtes mit der Kunstweise des Squarcione. Sie sind übrigens äußerst selten und aussei: einer (leider übermalten) Darstellung des Gekreuzigten in der Sakristei des bischoflichen Palastes in Verona; einer Madonna im Kunstinstitut des Grafen Tadini zu Lovere, bei Bergamo, in der Behandlungsweise des Fabriano noch etwas altertümlich und trocken, im Ausdruck der Köpfe von großem Liebreiz, in der Zeichnung des Nackten schön, zart und voll; einem Gemälde mit den Bildnissen des Petrarca und der Madonna Laura in der Galerie Manfrini zu Venedig und dem Urteil Salomonis in der Sammlung zu Schieissheim, einem Bilde von herbem Stil, trockener und harter Zeichnung und in dem von eigentlicher Färbung kaum die Rede sein kann, scheint nichts erhalten. Um so erfreulicher ist daher ein großer Band mit 99 Zeichnungen von seiner Hand, mit der durchaus beglaubigten Inschrift in Lettern der Zeit: de mano iacobo bellino 1430 in venetia, im Besitz des Herrn Mantovani in Venedig. Dieselben bestehen in Darstellungen Ton heiligen Gegenständen, Studien nach Antiken, Architekturen und Kostümen und geben eine deutliche und umfassende Anschauung der eigentümlichen und großartigen Tendenz der Paduaner-Schule, deren Keime, von Squarcione gelegt und von Giacomo Bellini gepflegt, von Andrea Mantegna zu so hoher Blüte getrieben wurden, bilden also gewissermaßen den Übergang von den Werken des ersteren zu den Schöpfungen des letzteren, der wohl selbst nach ihnen seine Studien gemacht haben mag.  

 

Literatur. Dr. Gaye, Kunstblatt, Jahrgang 1840. Nro. 23—26. — Passavant, ebendaselbst Nro. 53.


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