XIX. VORLESUNG
Widerstand und Verdrängung
Meine Damen und Herren! Um im Verständnis der Neurosen weiterzukommen, bedürfen wir neuer Erfahrungen, und wir machen deren zwei. Beide sehr merkwürdig und seinerzeit sehr überraschend. Sie sind freilich auf beide durch unsere vorjährigen Besprechungen vorbereitet.
Erstens: Wenn wir es unternehmen, einen Kranken herzustellen, von seinen Leidenssymptomen zu befreien, so setzt er uns einen heftigen, zähen, über die ganze Dauer der Behandlung anhaltenden Widerstand entgegen. Das ist eine so sonderbare Tatsache, daß wir nicht viel Glauben für sie erwarten dürfen. Den Angehörigen des Kranken sagen wir am besten nichts davon, denn diese meinen nie etwas anderes, als es sei eine Ausrede von uns, um die lange Dauer oder den Mißerfolg unserer Behandlung zu entschuldigen. Auch der Kranke produziert alle Phänomene dieses Widerstandes, ohne ihn als solchen zu erkennen, und es ist bereits ein großer Erfolg, wenn wir ihn dazu gebracht haben, sich in diese Auffassung zu finden und mit ihr zu rechnen. Denken Sie doch, der Kranke, der unter seinen Symptomen so leidet und seine Nächsten dabei mitleiden läßt, der so viele Opfer an Zeit, Geld, Mühe und Selbstüberwindung auf sich nehmen will, um von ihnen befreit zu werden, der sollte sich im Interesse seines Krankseins gegen seinen Helfer sträuben. Wie unwahrscheinlich muß diese Behauptung klingen! Und doch ist es so, und wenn man uns diese Unwahrscheinlichkeit vorhält, so brauchen wir nur zu antworten, es sei nicht ohne seine Analogien und jeder, der wegen unerträglicher Zahnschmerzen den Zahnarzt aufgesucht hat, sei diesem wohl in den Arm gefallen, wenn er sich dem kranken Zahn mit der Zange nähern wollte.
Der Widerstand der Kranken ist sehr mannigfaltig, höchst raffiniert, oft schwer zu erkennen, wechselt proteusartig die Form seiner Erscheinung. Es heißt für den Arzt mißtrauisch sein und auf seiner Hut gegen ihn bleiben. Wir wenden ja in der psychoanalytischen Therapie die Technik an, die Ihnen von der Traumdeutung her bekannt ist. Wir legen es dem Kranken auf, sich in einen Zustand von ruhiger Selbstbeobachtung ohne Nachdenken zu versetzen und alles mitzuteilen, was er dabei an inneren Wahrnehmungen machen kann: Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, in der Reihenfolge, in der sie in ihm auftauchen. Wir warnen ihn dabei ausdrücklich, irgendeinem Motiv nachzugeben, welches eine Auswahl oder Ausschließung unter den Einfällen erzielen möchte, möge es lauten, das ist zu unangenehm oder zu indiskret, um es zu sagen, oder das ist zu unwichtig, es gehört nicht hierher, oder das ist unsinnig, braucht nicht gesagt zu werden. Wir schärfen ihm ein, immer nur der Oberfläche seines Bewußtseins zu folgen, jede wie immer geartete Kritik gegen das, was er findet, zu unterlassen, und vertrauen ihm an, daß der Erfolg der Behandlung, vor allem aber die Dauer derselben von der Gewissenhaftigkeit abhängt, mit der er diese technische Grundregel der Analyse befolgt. Wir wissen ja von der Technik der Traumdeutung, daß gerade solche Einfälle, gegen welche sich die aufgezählten Bedenken und Einwendungen erheben, regelmäßig das Material enthalten, welches zur Aufdeckung des Unbewußten hinführt.
Durch die Aufstellung dieser technischen Grundregel erreichen wir zunächst, daß sie zum Angriffspunkt des Widerstandes wird. Der Kranke sucht sich ihren Bestimmungen auf jede Art zu entwinden. Bald behauptet er, es fiele ihm nichts ein, bald, es dränge sich ihm so vieles auf, daß er nichts zu erfassen vermöge. Dann merken wir mit mißvergnügtem Erstaunen, daß er bald dieser, bald jener kritischen Einwendung nachgegeben hat; er verrät sich uns nämlich durch die langen Pausen, die er in seinen Reden eintreten läßt. Er gesteht dann zu, das könne er wirklich nicht sagen, er schäme sich, und läßt dieses Motiv gegen sein Versprechen gelten. Oder es sei ihm etwas eingefallen, aber es betreffe eine andere Person als ihn selbst und sei darum von der Mitteilung ausgenommen. Oder, was ihm jetzt eingefallen, sei wirklich zu unwichtig, zu dumm und zu unsinnig; ich könne doch nicht gemeint haben, daß er auf solche Gedanken eingehen solle, und so geht es in unübersehbaren Variationen weiter, wogegen man zu erklären hat, daß alles sagen wirklich alles sagen bedeutet.
Man trifft kaum auf einen Kranken, der nicht den Versuch machte, irgendein Gebiet für sich zu reservieren, um der Kur den Zutritt zu demselben zu verwehren. Einer, den ich zu den Höchstintelligenten zählen mußte, verschwieg so wochenlang eine intime Liebesbeziehung und verteidigte sich, wegen der Verletzung der heiligen Regel zur Rede gestellt, mit dem Argument, er habe geglaubt, diese eine Geschichte sei seine Privatsache. Natürlich verträgt die analytische Kur ein solches Asylrecht nicht. Man versuche es etwa, in einer Stadt wie Wien für einen Platz wie der Hohe Markt oder für die Stephanskirche die Ausnahme zuzulassen, daß dort keine Verhaftungen stattfinden dürfen, und mühe sich dann ab, einen bestimmten Missetäter einzufangen. Er wird an keiner anderen Stelle als an dem Asyl zu finden sein. Ich entschloß mich einmal, einem Mann, an dessen Leistungsfähigkeit objektiv viel gelegen war, ein solches Ausnahmsrecht zuzugestehen, denn er stand unter einem Diensteid, der ihm verbot, von bestimmten Dingen einem anderen Mitteilung zu machen. Er war allerdings mit dem Erfolg zufrieden, aber ich nicht; ich setzte mir vor, einen Versuch unter solchen Bedingungen nicht zu wiederholen.
Zwangsneurotiker verstehen es ausgezeichnet, die technische Regel fast unbrauchbar zu machen dadurch, daß sie ihre Übergewissenhaftigkeit und ihren Zweifel auf sie einstellen. Angsthysteriker bringen es gelegentlich zustande, sie ad absurdum zu führen, indem sie nur Einfälle produzieren, die so weit von dem Gesuchten entfernt sind, daß sie der Analyse keinen Ertrag bringen. Aber ich beabsichtige nicht, Sie in die Behandlung dieser technischen Schwierigkeiten einzuführen. Genug, es gelingt endlich, durch Entschiedenheit und Beharrung dem Widerstand ein gewisses Ausmaß von Gehorsam gegen die technische Grundregel abzuringen, und dann wirft er sich auf ein anderes Gebiet. Er tritt als intellektueller Widerstand auf, kämpft mit Argumenten, bemächtigt sich der Schwierigkeiten und Unwahrscheinlichkeiten, welche das normale, aber nicht unterrichtete Denken an den analytischen Lehren findet. Wir bekommen dann alle Kritiken und Einwendungen von dieser einzelnen Stimme zu hören, die uns in der wissenschaftlichen Literatur als Chorus umbrausen. Daher uns auch nichts unbekannt klingt, was man uns von draußen zuruft. Es ist ein richtiger Sturm im Wasserglas. Doch der Patient läßt mit sich reden; er will uns gern dazu bewegen, daß wir ihn unterrichten, belehren, widerlegen, ihn zur Literatur führen, an welcher er sich weiterbilden kann. Er ist gern bereit, ein Anhänger der Psychoanalyse zu werden, unter der Bedingung, daß die Analyse ihn persönlich verschont. Aber wir erkennen diese Wißbegierde als Widerstand, als Ablenkung von unseren speziellen Aufgaben, und weisen sie ab. Bei dem Zwangsneurotiker haben wir eine besondere Taktik des Widerstandes zu erwarten. Er läßt die Analyse oft ungehemmt ihren Weg machen, so daß sie eine immer zunehmende Helligkeit über die Rätsel des Krankheitsfalles verbreiten kann, aber wir wundern uns endlich, daß dieser Aufklärung kein praktischer Fortschritt, keine Abschwächung der Symptome entspricht. Dann können wir entdecken, daß der Widerstand sich auf den Zweifel der Zwangsneurose zurückgezogen hat und uns in dieser Position erfolgreich die Spitze bietet. Der Kranke hat sich ungefähr gesagt: Das ist ja alles recht schön und interessant. Ich will es auch gern weiterverfolgen. Es würde meine Krankheit sehr ändern, wenn es wahr wäre. Aber ich glaube ja gar nicht, daß es wahr ist, und solange ich es nicht glaube, geht es meine Krankheit nichts an. So kann es lange fortgehen, bis man endlich an diese reservierte Stellung selbst herangekommen ist und nun der entscheidende Kampf losbricht.
Die intellektuellen Widerstände sind nicht die schlimmsten; man bleibt ihnen immer überlegen. Aber der Patient versteht es auch, indem er im Rahmen der Analyse bleibt, Widerstände herzustellen, deren Überwindung zu den schwierigsten technischen Aufgaben gehört. Anstatt sich zu erinnern, wiederholt er aus seinem Leben solche Einstellungen und Gefühlsregungen, die sich mittels der sogenannten „Übertragung“ zum Widerstand gegen Arzt und Kur verwenden lassen. Er entnimmt dieses Material, wenn es ein Mann ist, in der Regel seinem Verhältnis zum Vater, an dessen Stelle er den Arzt treten läßt, und macht somit Widerstände aus seinem Bestreben nach Selbständigkeit der Person und des Urteiles, aus seinem Ehrgeiz, der sein erstes Ziel darin fand, es dem Vater gleichzutun oder ihn zu überwinden, aus seinem Unwillen, die Last der Dankbarkeit ein zweites Mal im Leben auf sich zu laden. Streckenweise empfängt man so den Eindruck, als hätte beim Kranken die Absicht, den Arzt ins Unrecht zu setzen, ihn seine Ohnmacht empfinden zu lassen, über ihn zu triumphieren, die bessere Absicht, der Krankheit ein Ende zu machen, völlig ersetzt. Die Frauen verstehen es meisterhaft, eine zärtliche, erotisch betonte Übertragung auf den Arzt für die Zwecke des Widerstandes auszubeuten. Bei einer gewissen Höhe dieser Zuneigung erlischt jedes Interesse für die aktuelle Situation der Kur, jede der Verpflichtungen, die sie beim Eingehen in dieselbe auf sich genommen hatten, und die nie ausbleibende Eifersucht sowie die Erbitterung über die unvermeidliche, wenn auch schonend vorgebrachte Abweisung müssen dazu dienen, das persönliche Einvernehmen mit dem Arzt zu verderben und so eine der mächtigsten Triebkräfte der Analyse auszuschalten.
Die Widerstände dieser Art dürfen nicht einseitig verurteilt werden. Sie enthalten so viel von dem wichtigsten Material aus der Vergangenheit des Kranken und bringen es in so überzeugender Art wieder, daß sie zu den besten Stützen der Analyse werden, wenn eine geschickte Technik es versteht, ihnen die richtige Wendung zu geben. Es bleibt nur bemerkenswert, daß dieses Material zunächst immer im Dienste des Widerstandes steht und seine der Behandlung feindselige Fassade voranstellt. Man kann auch sagen, es seien Charaktereigenschaften, Einstellungen des Ichs, welche zur Bekämpfung der angestrebten Veränderungen mobil gemacht werden. Man erfährt dabei, wie diese Charaktereigenschaften im Zusammenhang mit den Bedingungen der Neurose und in der Reaktion gegen deren Ansprüche gebildet worden sind, und erkennt Züge dieses Charakters, die sonst nicht, oder nicht in diesem Ausmaße, hervortreten können, die man als latent bezeichnen kann. Sie sollen auch nicht den Eindruck gewinnen, als erblickten wir in dem Auftreten dieser Widerstände eine unvorhergesehene Gefährdung der analytischen Beeinflussung. Nein, wir wissen, daß diese Widerstände zum Vorschein kommen müssen; wir sind nur unzufrieden, wenn wir sie nicht deutlich genug hervorrufen und dem Kranken nicht klarmachen können. Ja, wir verstehen endlich, daß die Überwindung dieser Widerstände die wesentliche Leistung der Analyse und jenes Stück der Arbeit ist, welches uns allein zusichert, daß wir etwas beim Kranken zustande gebracht haben.
Nehmen Sie noch hinzu, daß der Kranke alle Zufälligkeiten, die sich während der Behandlung ergeben, im Sinne einer Störung ausnützt, jedes ablenkende Ereignis außerhalb, jede Äußerung einer der Analyse feindseligen Autorität in seinem Kreise, eine zufällige oder die Neurose komplizierende organische Erkrankung, ja daß er selbst jede Besserung seines Zustandes als Motiv für ein Nachlassen seiner Bemühung verwendet, so haben Sie ein ungefähres, noch immer nicht vollständiges Bild der Formen und der Mittel des Widerstandes gewonnen, unter dessen Bekämpfung jede Analyse verläuft. Ich habe diesem Punkt eine so ausführliche Behandlung geschenkt, weil ich Ihnen mitzuteilen habe, daß diese unsere Erfahrung mit dem Widerstände der Neurotiker gegen die Beseitigung ihrer Symptome die Grundlage unserer dynamischen Auffassung der Neurosen geworden ist. Breuer und ich selbst haben ursprünglich die Psychotherapie mit dem Mittel der Hypnose betrieben; Breuers erste Patientin ist durchwegs im Zustande hypnotischer Beeinflussung behandelt worden; ich bin ihm zunächst darin gefolgt. Ich gestehe, die Arbeit ging damals leichter und angenehmer, auch in viel kürzerer Zeit, vor sich. Die Erfolge aber waren launenhaft und nicht andauernd; darum ließ ich endlich die Hypnose fallen. Und dann verstand ich, daß eine Einsicht in die Dynamik dieser Affektionen nicht möglich gewesen war, solange man sich der Hypnose bedient hatte. Dieser Zustand wußte gerade die Existenz des Widerstandes der Wahrnehmung des Arztes zu entziehen. Er schob ihn zurück, machte ein gewisses Gebiet für die analytische Arbeit frei und staute ihn an den Grenzen dieses Gebietes so auf, daß er undurchdringlich wurde, ähnlich wie es der Zweifel bei der Zwangsneurose tut. Darum durfte ich auch sagen, die eigentliche Psychoanalyse hat mit dem Verzicht auf die Hilfe der Hypnose eingesetzt.
Wenn aber die Konstatierung des Widerstandes so bedeutsam geworden ist, so dürfen wir wohl einem vorsichtigen Zweifel Raum geben, ob wir nicht allzu leichtfertig in der Annahme von Widerständen sind. Vielleicht gibt es wirklich neurotische Fälle, in denen die Assoziationen sich aus anderen Gründen versagen, vielleicht verdienen die Argumente gegen unsere Voraussetzungen wirklich eine inhaltliche Würdigung und wir tun Unrecht daran, die intellektuelle Kritik der Analysierten so bequem als Widerstand beiseite zu schieben. Ja, meine Herren, wir sind aber nicht leichthin zu diesem Urteil gekommen. Wir haben Gelegenheit gehabt, jeden solchen kritischen Patienten bei dem Auftauchen und nach dem Schwinden eines Widerstandes zu beobachten. Der Widerstand wechselt nämlich im Laufe einer Behandlung beständig seine Intensität; er steigt immer an, wenn man sich einem neuen Thema nähert, ist am stärksten auf der Höhe der Bearbeitung desselben und sinkt mit der Erledigung des Themas wieder zusammen. Wir haben es auch niemals, wenn wir nicht besondere technische Ungeschicklichkeiten begangen haben, mit dem vollen Ausmaß des Widerstandes, den ein Patient leisten kann, zu tun. Wir konnten uns also überzeugen, daß derselbe Mann ungezählte Male im Laufe der Analyse seine kritische Einstellung wegwirft und wieder aufnimmt. Stehen wir davor, ein neues und ihm besonders peinliches Stück des unbewußten Materials zum Bewußtsein zu fördern, so ist er aufs äußerste kritisch; hatte er früher vieles verstanden und angenommen, so sind diese Erwerbungen jetzt wie weggewischt; er kann in seinem Bestreben nach Opposition um jeden Preis völlig das Bild eines affektiv Schwachsinnigen ergeben. Ist es gelungen, ihm zur Überwindung dieses neuen Widerstandes zu verhelfen, so bekommt er seine Einsicht und sein Verständnis wieder. Seine Kritik ist also keine selbständige, als solche zu respektierende Funktion, sie ist der Handlanger seiner affektiven Einstellungen und wird von seinem Widerstand dirigiert. Ist ihm etwas nicht recht, so kann er sich sehr scharfsinnig dagegen wehren und sehr kritisch erscheinen; paßt ihm aber etwas in seinen Kram, so kann er sich dagegen sehr leichtgläubig zeigen. Vielleicht sind wir alle nicht viel anders; der Analysierte zeigt diese Abhängigkeit des Intellekts vom Affektleben nur darum so deutlich, weil wir ihn in der Analyse in so große Bedrängnis bringen.
Auf welche Weise tragen wir nun der Beobachtung Rechnung, daß sich der Kranke so energisch gegen die Abstellung seiner Symptome und die Herstellung eines normalen Ablaufes in seinen seelischen Vorgängen wehrt? Wir sagen uns, wir haben da starke Kräfte zu spüren bekommen, die sich einer Veränderung des Zustandes widersetzen; es müssen dieselben sein, die seinerzeit diesen Zustand erzwungen haben. Es muß bei der Symptombildung etwas vor sich gegangen sein, was wir nun aus unseren Erfahrungen bei der Symptomlösung rekonstruieren können. Wir wissen schon aus der Breuerschen Beobachtung, die Existenz des Symptoms hat zur Voraussetzung, daß irgendein seelischer Vorgang nicht in normaler Weise zu Ende geführt wurde, so daß er bewußt werden konnte. Das Symptom ist ein Ersatz für das, was da unterblieben ist. Nun wissen wir, an welche Stelle wir die vermutete Kraftwirkung zu versetzen haben. Es muß sich ein heftiges Sträuben dagegen erhoben haben, daß der fragliche seelische Vorgang bis zum Bewußtsein vordringe; er blieb darum unbewußt. Als Unbewußtes hatte er die Macht, ein Symptom zu bilden. Dasselbe Sträuben widersetzt sich während der analytischen Kur dem Bemühen, das Unbewußte ins Bewußte überzuführen, von neuem. Dies verspüren wir als Widerstand. Der pathogene Vorgang, der uns durch den Widerstand erwiesen wird, soll den Namen Verdrängung erhalten.
Über diesen Prozeß der Verdrängung müssen wir uns nun bestimmtere Vorstellungen machen. Er ist die Vorbedingung der Symptombildung, aber er ist auch etwas, wozu wir nichts Ähnliches kennen. Nehmen wir einen Impuls, einen seelischen Vorgang mit dem Bestreben, sich in eine Handlung umzusetzen, als Vorbild, so wissen wir, daß er einer Abweisung unterliegen kann, die wir Verwerfung oder Verurteilung heißen. Dabei wird ihm die Energie, über die er verfügt, entzogen, er wird machtlos, aber er kann als Erinnerung bestehen bleiben. Der ganze Vorgang der Entscheidung über ihn läuft unter dem Wissen des Ichs ab. Ganz anders, wenn wir uns denken, daß derselbe Impuls der Verdrängung unterworfen würde. Dann behielte er seine Energie und es würde keine Erinnerung an ihn übrigbleiben; auch würde sich der Vorgang der Verdrängung vom Ich unbemerkt vollziehen. Durch diese Vergleichung kommen wir dem Wesen der Verdrängung also nicht näher.
Ich will Ihnen auseinandersetzen, welche theoretischen Vorstellungen sich allein brauchbar erwiesen haben, um den Begriff der Verdrängung an eine bestimmtere Gestalt zu binden. Es ist vor allem dazu notwendig, daß wir von dem rein deskriptiven Sinn des Wortes „unbewußt“ zum systematischen Sinn desselben Wortes fortschreiten, das heißt wir entschließen uns zu sagen, die Bewußtheit oder Unbewußtheit eines psychischen Vorganges ist nur eine der Eigenschaften desselben und nicht notwendig eine unzweideutige. Wenn ein solcher Vorgang unbewußt geblieben ist, so ist diese Abhaltung vom Bewußtsein vielleicht nur ein Anzeichen des Schicksals, das er erfahren hat, und nicht dieses Schicksal selbst. Um uns dieses Schicksal zu versinnlichen, nehmen wir an, daß jeder seelische Vorgang — es muß da eine später zu erwähnende Ausnahme zugegeben werden — zuerst in einem unbewußten Stadium oder Phase existiert und erst aus diesem in die bewußte Phase übergeht, etwa wie ein photographisches Bild zuerst ein Negativ ist und dann durch den Positivprozeß zum Bild wird. Nun muß aber nicht aus jedem Negativ ein Positiv werden, und ebensowenig ist es notwendig, daß jeder unbewußte Seelenvorgang sich in einen bewußten umwandle. Wir drücken uns mit Vorteil so aus, der einzelne Vorgang gehöre zuerst dem psychischen System des Unbewußten an und könne dann unter Umständen in das System des Bewußten übertreten.
Die roheste Vorstellung von diesen Systemen ist die für uns bequemste; es ist die räumliche. Wir setzen also das System des Unbewußten einem großen Vorraum gleich, in dem sich die seelischen Regungen wie Einzelwesen tummeln. An diesen Vorraum schließe sich ein zweiter, engerer, eine Art Salon, in welchem auch das Bewußtsein verweilt. Aber an der Schwelle zwischen beiden Räumlichkeiten walte ein Wächter seines Amtes, der die einzelnen Seelenregungen mustert, zensuriert und sie nicht in den Salon einläßt, wenn sie sein Mißfallen erregen. Sie sehen sofort ein, daß es nicht viel Unterschied macht, ob der Wächter eine einzelne Regung bereits von der Schwelle abweist oder ob er sie wieder über sie hinausweist, nachdem sie in den Salon eingetreten ist. Es handelt sich dabei nur um den Grad seiner Wachsamkeit und um sein frühzeitiges Erkennen. Das Festhalten an diesem Bilde gestattet uns nun eine weitere Ausbildung unserer Nomenklatur. Die Regungen im Vorraum des Unbewußten sind dem Blick des Bewußtseins, das sich ja im anderen Raum befindet, entzogen; sie müssen zunächst unbewußt bleiben. Wenn sie sich bereits zur Schwelle vorgedrängt haben und vom Wächter zurückgewiesen worden sind, dann sind sie bewußtseinsunfähig; wir heißen sie verdrängt. Aber auch die Regungen, welche der Wächter über die Schwelle gelassen, sind darum nicht notwendig auch bewußt geworden; sie können es bloß werden, wenn es ihnen gelingt, die Blicke des Bewußtseins auf sich zu ziehen. Wir heißen darum diesen zweiten Raum mit gutem Recht das System des Vorbewußten. Das Bewußtwerden behält dann seinen rein deskriptiven Sinn. Das Schicksal der Verdrängung besteht aber für eine einzelne Regung darin, daß sie vom Wächter nicht aus dem System des Unbewußten in das des Vorbewußten eingelassen wird. Es ist derselbe Wächter, den wir als Widerstand kennenlernen, wenn wir durch die analytische Behandlung die Verdrängung aufzuheben versuchen.
Nun weiß ich ja, Sie werden sagen, diese Vorstellungen sind ebenso roh wie phantastisch und in einer wissenschaftlichen Darstellung gar nicht zulässig. Ich weiß, daß sie roh sind; ja noch mehr, wir wissen auch, daß sie unrichtig sind, und wenn wir nicht sehr irren, so haben wir bereits einen besseren Ersatz für sie bereit. Ob sie Ihnen dann auch noch so phantastisch erscheinen werden, weiß ich nicht. Vorläufig sind es Hilfsvorstellungen wie die vom Ampèreschen Männchen, das im elektrischen Stromkreis schwimmt, und nicht zu verachten, insofern sie für das Verständnis der Beobachtungen brauchbar sind. Ich möchte Ihnen versichern, daß diese rohen Annahmen von den zwei Räumlichkeiten, dem Wächter an der Schwelle zwischen beiden und dem Bewußtsein als Zuschauer am Ende des zweiten Saales doch sehr weitgehende Annäherungen an den wirklichen Sachverhalt bedeuten müssen. Ich möchte auch von Ihnen das Zugeständnis hören, daß unsere Beziehungen: unbewußt, vorbewußt, bewußt weit weniger präjudizieren und leichter zu rechtfertigen sind als andere, die in Vorschlag oder in Gebrauch gekommen sind, wie: „unterbewußt, nebenbewußt, binnenbewußt und dergleichen.
Bedeutsamer wird es mir darum sein, wenn Sie mich daran mahnen, daß eine solche Einrichtung des seelischen Apparates, wie ich sie hier zugunsten der Erklärung neurotischer Symptome angenommen habe, nur eine allgemein gültige sein und also auch über die normale Funktion Auskunft geben müßte. Darin haben Sie natürlich recht. Wir können dieser Folgerung jetzt nicht nachgehen, aber unser Interesse für die Psychologie der Symptombildung muß eine außerordentliche Steigerung erfahren, wenn die Aussicht besteht, durch das Studium pathologischer Verhältnisse Aufschluß über das so gut verhüllte normale seelische Geschehen zu bekommen.
Erkennen Sie übrigens nicht, worauf sich unsere Aufstellungen von den beiden Systemen, dem Verhältnis zwischen ihnen und zum Bewußtsein stützen? Der Wächter zwischen dem Unbewußten und dem Vorbewußten ist doch nichts anderes als die Zensur, der wir die Gestaltung des manifesten Traumes unterworfen fanden. Die Tagesreste, in denen wir die Anreger des Traumes erkannten, waren vorbewußtes Material, welches zur Nachtzeit im Schlafzustande den Einfluß unbewußter und verdrängter Wunschregungen erfahren hatte und in Gemeinschaft mit ihnen, dank ihrer Energie, den latenten Traum hatte bilden können. Unter der Herrschaft des unbewußten Systems hatte dieses Material eine Verarbeitung gefunden — die Verdichtung und Verschiebung —, wie sie im normalen Seelenleben, das heißt im vorbewußten System, unbekannt oder nur ausnahmsweise zulässig ist. Diese Verschiedenheit der Arbeitsweisen wurde uns zur Charakteristik der beiden Systeme; das Verhältnis zum Bewußtsein, welches dem Vorbewußten anhängt, galt uns nur als Zeichen der Zugehörigkeit zu einem der beiden Systeme. Der Traum ist eben kein pathologisches Phänomen mehr; er kann bei allen Gesunden unter den Bedingungen des Schlafzustandes auftreten. Jene Annahme über die Struktur des seelischen Apparates, welche uns in einem die Bildung des Traumes und die der neurotischen Symptome verstehen läßt, hat einen unabweisbaren Anspruch darauf, auch für das normale Seelenleben in Betracht gezogen zu werden.
Soviel wollen wir jetzt von der Verdrängung sagen. Sie ist aber nur die Vorbedingung für die Symptombildung. Wir wissen, das Symptom ist ein Ersatz für etwas, was durch die Verdrängung verhindert wurde. Aber von der Verdrängung bis zum Verständnis dieser Ersatzbildung ist noch ein weiter Weg. Auf der anderen Seite des Problems erheben sich im Anschluß an die Konstatierung der Verdrängung die Fragen: Welche Art von seelischen Regungen unterliegt der Verdrängung, von welchen Kräften wird sie durchgesetzt, aus welchen Motiven? Dazu ist uns bisher nur eines gegeben. Wir haben bei der Untersuchung des Widerstandes gehört, daß er von Kräften des Ichs ausgeht, von bekannten und latenten Charaktereigenschaften. Diese sind es also auch, die die Verdrängung besorgt haben, oder sie sind wenigstens an ihr beteiligt gewesen. Alles weitere ist uns noch unbekannt.
Da hilft uns nun die zweite Erfahrung, die ich angekündigt hatte, weiter. Wir können aus der Analyse ganz allgemein angeben, was die Absicht der neurotischen Symptome ist. Auch das wird Ihnen nichts Neues sein. Ich habe es Ihnen an zwei Fällen von Neurose schon gezeigt. Aber freilich, was bedeuten zwei Fälle? Sie haben das Recht zu verlangen, daß es Ihnen zweihundertmal, ungezählte Male gezeigt werde. Nur das eine, daß ich dies nicht kann. Da muß wieder die eigene Erfahrung dafür eintreten oder der Glaube, der sich in diesem Punkt auf die übereinstimmende Angabe aller Psychoanalytiker berufen kann.
Sie erinnern sich daran, daß in zwei Fällen, deren Symptome wir einer eingehenden Untersuchung unterzogen, die Analyse uns in das Intimste des Sexuallebens dieser Kranken einweihte. Im ersten Falle haben wir außerdem die Absicht oder Tendenz des untersuchten Symptoms besonders deutlich erkannt; vielleicht war sie im zweiten Falle durch ein später zu erwähnendes Moment etwas verdeckt. Nun, dasselbe, was wir an diesen beiden Beispielen gesehen haben, würden uns alle anderen Fälle zeigen, welche wir der Analyse unterziehen. Jedesmal würden wir durch die Analyse in die sexuellen Erlebnisse und Wünsche des Kranken eingeführt werden, und jedesmal müßten wir feststellen, daß ihre Symptome der gleichen Absicht dienen. Als diese Absicht gibt sich uns die Befriedigung sexueller Wünsche zu erkennen; die Symptome dienen der Sexualbefriedigung der Kranken, sie sind ein Ersatz für solche Befriedigung, die sie im Leben entbehren.
Denken Sie an die Zwangshandlung unserer ersten Patientin. Die Frau entbehrt ihren intensiv geliebten Mann, mit dem sie wegen seiner Mängel und Schwächen das Leben nicht teilen kann. Sie muß ihm treu bleiben, sie kann keinen anderen an seine Stelle setzen. Ihr Zwangssymptom gibt ihr, wonach sie sich sehnt, erhöht ihren Mann, verleugnet, korrigiert seine Schwächen, vor allem seine Impotenz. Dieses Symptom ist im Grunde eine Wunscherfüllung, ganz wie ein Traum, und zwar, was der Traum nicht jedesmal ist, eine erotische Wunscherfüllung. Bei unserer zweiten Patientin konnten Sie wenigstens entnehmen, daß ihr Zeremoniell den Verkehr der Eltern verhindern oder hintanhalten will, daß aus demselben ein neues Kind hervorgehe. Sie haben wohl auch erraten, daß es im Grunde dahin strebt, sie selbst an die Stelle der Mutter zu setzen. Also wiederum Beseitigung von Störungen in der Sexualbefriedigung und Erfüllung eigener sexueller Wünsche. Von der angedeuteten Komplikation wird bald die Rede sein.
Meine Herren! Ich möchte dem vorbeugen, daß ich an der Allgemeinheit dieser Behauptungen nachträglich Abzüge anzubringen habe, und mache Sie darum aufmerksam, daß alles, was ich hier über Verdrängung, Symptombildung und Symptombedeutung sage, an drei Formen von Neurosen, der Angsthysterie, der Konversionshysterie und der Zwangsneurose, gewonnen worden ist und zunächst auch nur für diese Formen gilt. Diese drei Affektionen, die wir als „Übertragungsneurosen“ in einer Gruppe zu vereinigen gewohnt sind, umschreiben auch das Gebiet, auf welchem sich die psychoanalytische Therapie betätigen kann. Die anderen Neurosen sind von der Psychoanalyse weit weniger gut studiert worden; bei einer Gruppe derselben ist wohl die Unmöglichkeit einer therapeutischen Beeinflussung ein Grund für die Zurücksetzung gewesen. Vergessen Sie auch nicht, daß die Psychoanalyse eine noch sehr junge Wissenschaft ist, daß sie viel Mühe und Zeit zur Vorbereitung erfordert und daß sie vor gar nicht langer Zeit noch auf zwei Augen gestanden ist. Doch sind wir an allen Stellen im Begriffe, in das Verständnis dieser anderen Affektionen, die nicht Übertragungsneurosen sind, einzudringen. Ich hoffe, Ihnen noch vorführen zu können, welche Erweiterungen unsere Annahmen und Ergebnisse bei der Anpassung an dieses neue Material erfahren, und Ihnen zu zeigen, daß diese weiteren Studien nicht zu Widersprüchen, sondern zur Herstellung von höheren Einheitlichkeiten geführt haben. Wenn also jetzt alles, was hier gesagt wird, für die drei Übertragungsneurosen gilt, so lassen Sie mich zunächst den Wert der Symptome durch eine neue Mitteilung steigern. Eine vergleichende Untersuchung über die Anlässe der Erkrankung ergibt nämlich ein Resultat, welches sich in die Formel fassen läßt, diese Personen erkranken an der Versagung in irgendeiner Weise, wenn ihnen die Realität die Befriedigung ihrer sexuellen Wünsche vorenthält. Sie erkennen, wie vortrefflich diese beiden Ergebnisse miteinander stimmen. Die Symptome sind dann erst recht als Ersatzbefriedigung für die im Leben vermißte zu verstehen.
Gewiß sind noch allerlei Einwendungen gegen den Satz, daß die neurotischen Symptome sexuelle Ersatzbefriedigungen sind, möglich. Zwei davon will ich heute noch erörtern. Sie werden, wenn Sie selbst eine größere Anzahl von Neurotikern analytisch untersucht haben, mir vielleicht kopfschüttelnd berichten: bei einer Reihe von Fällen treffe dies aber gar nicht zu; die Symptome scheinen da eher die gegenteilige Absicht zu enthalten, die Sexualbefriedigung auszuschließen oder aufzuheben. Ich werde die Richtigkeit Ihrer Deutung nicht bestreiten. Der psychoanalytische Sachverhalt pflegt gern etwas komplizierter zu sein, als uns lieb ist. Wenn er so einfach wäre, hätte es vielleicht nicht der Psychoanalyse bedurft, um ihn ans Licht zu bringen. Wirklich lassen bereits einige Züge des Zeremoniells bei unserer zweiten Patientin diesen asketischen, der Sexualbefriedigung feindlichen Charakter erkennen, z. B. wenn sie die Uhren beseitigt, was den magischen Sinn hat, nächtliche Erektionen zu vermeiden, oder das Fallen und Brechen von Gefäßen verhüten will, was einem Schutze ihrer Jungfräulichkeit gleichkommt. In anderen Fällen von Bettzeremoniell, die ich analysieren konnte, war dieser negative Charakter weit mehr ausgesprochen; das Zeremoniell konnte durchwegs aus Abwehrmaßregeln gegen sexuelle Erinnerungen und Versuchungen bestehen. Indessen haben wir schon so oft in der Psychoanalyse erfahren, daß Gegensätze keinen Widerspruch bedeuten. Wir könnten unsere Behauptung dahin erweitern, die Symptome beabsichtigen entweder eine sexuelle Befriedigung oder eine Abwehr derselben, und zwar wiegt bei der Hysterie der positive, wunscherfüllende, bei der Zwangsneurose der negative, asketische Charakter im ganzen vor. Wenn die Symptome sowohl der Sexualbefriedigung als auch ihrem Gegensatz dienen können, so hat diese Zweiseitigkeit oder Polarität eine ausgezeichnete Begründung in einem Stück ihres Mechanismus, welches wir noch nicht erwähnen konnten. Sie sind nämlich, wie wir hören werden, Kompromißergebnisse, aus der Interferenz zweier gegensätzlichen Strebungen hervorgegangen, und vertreten ebensowohl das Verdrängte wie das Verdrängende, das bei ihrer Entstehung mitgewirkt hat. Die Vertretung kann dann mehr zugunsten der einen oder anderen Seite geraten, nur selten fällt ein Einfluß völlig aus. Bei der Hysterie wird zumeist das Zusammentreffen beider Absichten in dem nämlichen Symptom erreicht. Bei der Zwangsneurose fallen beide Anteile oft auseinander; das Symptom wird dann zweizeitig, es besteht aus zwei Aktionen, einer nach der anderen, die einander aufheben.
Nicht so leicht werden wir ein zweites Bedenken erledigen. Wenn Sie eine größere Reihe von Symptomdeutungen überschauen, werden Sie wahrscheinlich zunächst urteilen, daß der Begriff einer sexuellen Ersatzbefriedigung bei ihnen bis zu seinen äußersten Grenzen gedehnt worden sei. Sie werden nicht versäumen zu betonen, daß diese Symptome nichts Reales an Befriedigung bieten, daß sie sich oft genug auf die Belebung einer Sensation oder die Darstellung einer Phantasie aus einem sexuellen Komplex beschränken. Ferner, daß die angebliche Sexualbefriedigung so häufig einen kindischen und unwürdigen Charakter zeigt, sich etwa einem masturbatorischen Akt annähert, oder an die schmutzigen Unarten erinnert, die man schon den Kindern verbietet und abgewöhnt. Und darüber hinaus werden Sie auch Ihre Verwunderung äußern, daß man für eine Sexualbefriedigung ausgeben will, was vielleicht als Befriedigung von grausamen oder gräßlichen, selbst unnatürlich zu nennenden Gelüsten beschrieben werden müßte. Über diese letzteren Punkte, meine Herren, werden wir kein Einvernehmen erzielen, ehe wir nicht das menschliche Sexualleben einer gründlichen Untersuchung unterzogen und dabei festgestellt haben, was man berechtigt ist, sexuell zu nennen.