Eklektiker
Eklektiker (gr. eklektikos = Auswähler von eklegein) heißt derjenige, welcher weder selbst ein neues philosophisches System aufstellt, noch sich an einen Philosophen anschließt, sondern von verschiedenen Systemen das Wahre oder das ihm als wahr Erscheinende auswählt. Der Name schließt gewöhnlich auch einen Tadel ein; denn die Bedingung alles Philosophierens ist Konsequenz und Systematik, wie sie uns bei Platon, Aristoteles, Spinoza, Kant, Hegel und Schopenhauer entgegentritt, und es ist ein Zeichen von Schwäche des Denkens, verschiedene im Grunde nicht gegeneinander ausgeglichene Gedanken zusammenzufügen. Andrerseits, wenn man bedenkt, daß kein Philosoph allein die Wahrheit besitzt, daß die einseitige Verfolgung eines Prinzips oft in grobe Irrtümer führt, daß selbst die originellsten Systematiker nachweislich von anderen Anregungen empfangen haben so wird man den Eklektizismus wenigstens verständlich finden, falls er mit selbständigem und logischem Geiste geübt wird. So waren im Altertum Cicero, Plotinos, Proklos, in der Neuzeit die deutschen Moralphilosophen des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert V. Cousin in Frankreich Eklektiker. Vgl. Synkretismus. Der Name Eklektiker rührt von Potamon (Ende des 2. Jahrh. n. Chr.) aus Alexandria her (Diog. Laert. Prooem. 21).