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Parallelismus

Parallelismus (gr. parallêlismos = Gleichlauf, Gleichförmigkeit) heißt die Lehre, daß Körper und Geist, Leib und Seele zwei gleichlaufende Reihen bilden. Einen metaphysischen Parallelismus der Attribute Gottes, des Denkens und der Ausdehnung, der Ideen und Körper, und damit zusammenhängend einen psychophysischen (anthropologischen) Parallelismus des Geistes und des Körpers nimmt Spinoza (1632-1677) an und ersetzt hierdurch den Occasionalismus (s. d.) der Cartesianer. Er lehrt, daß nur ein in sich selbst und für sich selbst bestehendes Wesen, nur eine Substanz, Gott oder die Natur, existiere. Diese besitze unendlich viele Attribute, von denen der menschliche Intellekt zwei als ihr Wesen ausmachend erkennt, das Denken (cogitatio) und die Ausdehnung (extensio). Alles Einzelne ist demgegenüber nur unselbständig, nur Zustand der Substanz (affectio), nur Modus. Alle Ideen sind Modi des Denkens, alle Körper Modi der Ausdehnung. Die Ideen haben daher nicht die Körper, und die Körper nicht die Ideen zur Ursache; die Ideen haben vielmehr Gott als denkendes Wesen und die Körper Gott als ausgedehntes Wesen zur Ursache. Beide gehen aber in gleicher Weise aus den Attributen Gottes hervor und drücken das Wesen ein und derselben Substanz aus, so daß sie zwei nebeneinander parallel laufende Reihen bilden (Parallelismus der Attribute). Die Ordnung und Verknüpfung der Ideen ist daher nach Spinozas Auffassung im Weltall dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Körper (ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio renim Eth. II Prop. 7). Auf den Menschen (anthropologisch) angewandt, besagt diese Lehre, daß die Ordnung und Verknüpfung des Handelns und Leidens unserer Seele dieselbe ist wie die Ordnung und Verknüpfung des Handelns und Leidens unseres Körpers. Hierin besteht der Zusammenhang beider. Auch der Hæckelsche Monismus schließt den Gedanken des Parallelismus in sich ein. Leibniz (1646 bis 1716) setzte an Stelle dieser Lehre Spinozas die Idee der prästabilierten Harmonie.