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Ton

Ton nennt man zunächt im eigentlichen Sinne die Gehörsempfindung regelmäßiger Luftschwingungen. Ist eine Regelmäßigkeit der Luftschwingungen nicht vorhanden, so entsteht ein Geräusch. Man unterscheidet die Töne nach Stärke, Höhe und Klangfarbe. Die Stärke hängt von der Schwingungsweite (Amplitude), die Höhe von der Schwingungsdauer, die Klangfarbe von der Form der Luftwellen ab. Die Grenze deutlicher Hörbarkeit liegt zwischen 20 und 38 000 Schwingungen in der Sekunde, die der musikalisch brauchbaren Töne zwischen 40 und 4000 Schwingungen, welche zwischen sechs Oktaven liegen. Die jedesmal höhere Oktave beansprucht die doppelte Summe von Schwingungen wie die niedere. – Auch die Gehörsempfindungen und somit die Töne projizieren wir wie die Gesichtsempfindungen nach außen. Wir empfinden aber weder die Richtung der Schallwellen, noch die Entfernung, die Beschaffenheit und die Größe der Schallquelle; dies sind vielmehr nur Prädikate der subjektiven Auffassung und Deutung. – Harmonische Töne erzeugen Wohlgefallen, disharmonische Unlust; physiologisch erklärt sich dies daraus, daß unser Ohr wahrscheinlich durch schnelle, intermittierende Bewegung angegriffen wird, psychologisch aus dem Streben der Seele, die einzelnen Töne zu unterscheiden. Die Musik (s. d.), die Kunst der wohlgefälligen Töne, ist die älteste Kunst, weil sie physiologisch und psychologisch am unmittelbarsten empfunden wird. Vgl. Gehör, Musik. – Im abgeleiteten Sinne bezeichnet Ton die allgemeine Denk- und Handlungsweise irgend einer Gemeinschaft. Man sagt, in diesem oder jenem Kreise herrsche der und der Ton. So schrieb Kant 1796 „von einem neuerdings erhobenen vornehmen Tone in der Philosophie“. Guter Ton ist das Streben, im Umgange alles zu vermeiden, was der besseren Gesellschaft anstößig ist. Vgl. Takt, Anstand. Der gute Ton ist im allgemeinen Pflicht. Freilich gerät man durch die Rücksicht auf die gute Gesellschaft auch bisweilen ins Absurde. „Quand le bon ton arrive, le bon sens se retire.“